Süddeutsche Zeitung

Marktoberdorf:Wenn das Geld auf der Straße liegt

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Auf einem Waldweg in Marktoberdorf sind in den vergangenen Wochen immer wieder Geldscheine gefunden worden - zerrissen zwar, aber echt.

Von Katja Auer

Glaubt man den gängigen Aphorismen-Sammlungen, dann liegt das Geld auf der Straße und man braucht es nur aufzuheben. Das ist freilich wie mit dem Hund in der Pfanne und dem Fettnäpfchen eher im übertragenen Sinne zu verstehen, aber manchmal stimmt es eben doch.

Wie vor zwei Jahren, als Kinder beim Spielen im Wald in Pocking einen Goldschatz fanden. Goldbarren, Ketten, Münzen, das Ganze im Wert von einer Viertelmillion Euro. Behalten durften sie den Schatz allerdings nicht, nach einem halben Jahr meldete sich der Eigentümer. Er hatte sein Gold aus Angst vor einem Einbruch und aus Misstrauen den Banken gegenüber im Wald versteckt. Nicht besonders gut allerdings, wie er einsehen musste, er soll dann doch ein Schließfach gemietet haben.

Soweit sind sie in Marktoberdorf noch nicht, da soll der Waldspaziergang gerade eine Renaissance erleben. Denn dort verbirgt der Wald ebenfalls ungeahnte Schätze, zwar nicht aus Gold, aber schon mehrmals sind in den vergangenen Wochen auf einem Waldweg Geldscheine aufgetaucht. Zerrissen allerdings, das macht die Sache mysteriös, aber es soll sich um echte Geldscheine handeln. Mehrere hundert Euro insgesamt, nun rätselt Marktoberdorf, wer sein Geld erst zerreißt und dann im Wald verstreut.

Ein anonymer Wohltäter wird es kaum sein, dagegen spricht sowohl der Zustand wie der Fundort des Geldes. Dabei gibt es so was, in Wolfsburg zum Beispiel, wo ein Unbekannter immer wieder Geld für soziale Projekte spendet. Zuletzt steckte er erst vor ein paar Tagen 10 000 Euro in einen Umschlag und ließ sie den Maltesern zukommen.

Das fällt wohl weg in Marktoberdorf, möglicherweise wollte dort jemand sein Geld einfach entsorgen. "Da muss einem das Geld schon wenig wert sein", sinnierte ein Polizeisprecher. Am Ende ist es gar ein politisches Statement. Vielleicht versucht sich da jemand des Geldregens der Staatsregierung zu erwehren, der kurz vor der Landtagswahl auf Bayern niedergeht. Familiengeld, Landespflegegeld, Baukindergeld, Zuschüsse für Polizei, Mobilfunkmasten, Nahverkehr. Am Ende entgeht niemand den Wohltaten des Ministerpräsidenten. Da braucht es möglicherweise radikale Maßnahmen.

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Quelle:
SZ vom 03.09.2018
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