Süddeutsche Zeitung

Theater Hof:Selbsthelfer in Oberfranken

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Klar kann man immer sagen: Bin ich nicht zuständig, müssen andere machen. Aber will man das? Am Theater Hof jedenfalls hat einer angepackt. Und vermutlich einen Millionenschaden verursacht.

Glosse von Olaf Przybilla, Hof

Als gefürchteter Techniktrottel fragt man sich das immer wieder: Wie machen die das eigentlich? Die vom Technischen Hilfswerk etwa sind Versicherungsvertreter oder Busfahrerin von Beruf, bewahren zwischendurch aber kurz die Welt vor Ungemach in kniffligsten Krisen. Können die halt einfach - und trauen es sich zu, so rein technisch.

Das mit dem Zutrauen freilich ist so eine Sache. Am Theater Hof hat sich dieser Tage jemand mal richtig was zugetraut, und nun ist ihnen dort zum Heulen zumute. Klar ist nur nicht, ob vor Lachen oder Schmerz. Im Zweifelsfall, ein bisschen wie bei Dürrenmatt, vor beidem.

Vier Minuten lang ist im Theater die Sprinkleranlage gelaufen, aber gebrannt hat es nirgends. Der Mitarbeiter eines Subunternehmens, der die Anlage offenbar in Gang setzte, behauptet auch nicht, irgendwo Qualm wahrgenommen zu haben. Er wollte wohl einfach nur helfen und niemand anderes behelligen - im Drama des Sturm und Drang hätte man ihn einen "Selbsthelfer" genannt. Ergebnis: Schaden in vermutlich siebenstelliger Höhe. Wie kann so etwas passieren?

Anruf bei Florian Lühnsdorf, der ist kaufmännisch-technischer (!) Geschäftsführer, der muss das jetzt wissen. Es dürfte so gewesen sein: Einer hat morgens den Mann an der Pforte gefragt, ob der wisse, wie der eiserne Vorhang zu heben sei. Nicht die deutsch-deutsche Grenze, die steht (in Teilen) nur noch im nahen Mödlareuth, sondern die Brandschutzwand zwischen Bühne und Zuschauerraum, die abends runterzufahren ist.

Das wäre nun nicht die Sache des Pförtners gewesen, der ist von einer externen Sicherheitsfirma und sitzt nur deshalb dort, weil man sich während der Theaterumbauzeit keine feste Kraft leisten mag. Aber "extern" heißt ja nicht, dass man nicht helfen kann, wenn's gerade brennt. Beziehungsweise eben nicht brennt.

Jedenfalls ist der Mann, so beschreibt ihn Lühnsdorf, "bei allen beliebt, kommunikativ" - und gelte bei seinem Vater, dem Firmenchef, als "technisch begabt". Also hat er wohl angepackt, wo er eher gar nichts zu suchen hatte. Und dürfte auf den falschen Knopf gedrückt haben.

Die Versicherung sende "sehr positive Signale", sagt Lühnsdorf - am Ende also vielleicht eher Schwank als antike Tragödie. Und der externe Pförtner sitzt auch wieder am Platz. Wollte halt helfen.

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