Süddeutsche Zeitung

Ort der NS-Verbrechen:Das Ende der "Hupfla"

Der Protest von Ärzten, Denkmalschützern, Medizinethikern und des Auschwitz Komitees konnte den nahezu vollständigen Abriss der historischen Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen nicht verhindern. Nun ist fast nichts mehr übrig.

Von Olaf Przybilla, Erlangen

Am Ende hat all der Protest nicht geholfen. Nicht die gesammelten Unterschriften, nicht die Bitten von "Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung", nicht die Forderungen von Historikern, Denkmalschützern, Medizinethikern, auch das Ersuchen der Jüdischen Kultusgemeinde nicht. Sogar die Schreiben des Auschwitz Komitees gingen ins Leere. Sie alle wollten den Erhalt wenigstens eines Flügels der historischen "Heil und Pflegeanstalt" ("Hupfla") in Erlangen. Sie alle hatten keinen Erfolg.

Mit fortschreitendem Abstand zur NS-Zeit werde die Bedeutung von Original-Bauten immer wichtiger, hatte zuletzt das Auschwitz Komitee argumentiert. Umso wichtiger seien "sichtbare Spuren" dieser Verbrechen. Als Opfer-Ort wollte die Organisation das Gebäude erhalten wissen, immerhin wurden exakt in den Seitenflügeln des Baus Hunderte Menschen zu Tode gehungert. Der Freistaat sowie Stadt und Universität Erlangen argumentierten dagegen, ein "Kompromiss" habe lediglich den Verbleib eines Teilgebäudes zugesichert - Mittelrisalit plus Appendixe -, wo in Zukunft NS-Medizinverbrechen dokumentiert werden sollen. Für moderne Forschungsbauten mussten die Seitenflügel folglich Platz machen.

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