Süddeutsche Zeitung

Politik in Bayern:So will die SPD den Hebammenmangel entschärfen

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Von Clara Lipkowski, München

Einen Anspruch auf eine Hebamme haben Schwangere in Deutschland von Gesetzes wegen. Dass aber eine Geburtshelferin unmittelbar zur Verfügung steht, ist in Bayern nicht immer sicher. Sätze wie: "Sie sind die fünfzehnte Hebamme, die ich anrufe", hört Heike Giering öfters am Telefon. Die Hebamme und Fürther SPD-Stadträtin schilderte diese Situation am Montag im Landtag. Immer wieder müssen Geburtshelferinnen Schwangere abweisen, weil sie überlastet sind. Das Problem ist bekannt, es gibt zu wenige Hebammen, weil der Beruf für viele unattraktiv geworden ist, gleichzeitig aber steigen die Geburtenzahlen. Besonders in Mittelfranken und der Oberpfalz sei die Situation angespannt, sagte Ruth Waldmann, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Landtag. Nun will die SPD die Situation mithilfe mehrerer Ideen entschärfen.

Waldmann zufolge führt etwa das Abrechnungssystem für Geburten dazu, dass zu wenige Hebammen in Krankenhäusern angestellt sind. Krankenhäuser können für eine Normalgeburt etwa 1900 Euro abrechnen, für einen Kaiserschnitt um die 3000, also deutlich mehr, wenn zusätzliche Maßnahmen wie das Einleiten der Wehen, notwendig werden. Das aber erfordert die Expertise eines Arztes und macht die Hebamme in dem Moment überflüssig - bringt Kliniken aber mehr Geld. Eine Praxis, die Waldmann für "teilweise lebensfremd" hält: Leistungen würden abgerechnet, wo dies nicht immer nötig sei, zudem müsse die Hebamme die Frau vor und nach Geburt ja trotzdem betreuen. Deswegen wolle sie beantragen, die Abrechnungskosten für Normalgeburten zu erhöhen. Das Prinzip: Hebammengeburten lukrativer machen als solche, die geplant werden und dann vor allem Ärzte vornehmen.

Außerdem will die SPD verhindern, dass Hebammen im Klinikalltag und während der Entbindung "Mädchen für alles" seien. Zwar sei es in Bayern üblich, dass Hebammen Entbindungen leiteten, doch noch zu oft müssten sie auch andere Aufgaben leisten. Putzen oder Bettenmachen solle eigentlich nicht dazu gehören, kritisierte auch Heike Giering. Eine Änderung des Krankenhausgesetzes könne Besserung schaffen, so Waldmann. Sechs Anträge will sie nun "nach und nach" im Gesundheitsausschuss einbringen, das erste Mal könnte das Thema am 7. Mai auf der Tagesordnung stehen.

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SZ vom 30.04.2019 / clli
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