Süddeutsche Zeitung

G-7-Gipfel:Ab in den Pazifik

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Man stelle sich vor: Ein Gericht würde die Verlegung des G-7-Gipfels auf einen Flugzeugträger anordnen - nicht alles würde dadurch leichter. Ein Gedankenspiel.

Glosse von Wolfgang Wittl

Unerwartete Wende kurz vor Schluss des G-7-Treffens in Elmau: Am Dienstagmorgen hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) nach einem 118-stündigen Eilverfahren entschieden, den Rest der Konferenz nun doch auf ein Schiff in den Pazifik zu verlegen. Gegendemonstranten lassen sich dort leichter in Schach halten, Seeblockaden sind so gut wie ausgeschlossen. Als Tagungsort bietet sich der "Flugzeugträger George Washington" an. Bloß Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) stellte sich quer: Er fordert von der US-Regierung eine Namensänderung in "Flugzeugträger Franz Josef Strauß". Schließlich sei der Gipfel eine bayerisch-deutsche Angelegenheit - und Strauß die ideale Galionsfigur.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, die Verlegung des Gipfels komme ihr ungelegen, sie habe sich eigentlich mal wieder um Innenpolitik kümmern wollen. Aber die VGH-Entscheidung sei alternativlos. Sie regte an, den Flugzeugträger zumindest in die Bismarck Sea zu verlegen, um irgendeinen deutschen Bezug zu haben.

"Pfiad eich to the Pacific!"

Die Abreise aus Elmau erfolgte mit geleasten Hubschraubern des Österreichischen Bundesheers. Deutsche Maschinen seien gerade nicht funktionsfähig, hieß es. Ministerpräsident Horst Seehofer stand mit einem Taschentuch winkend am Münchner Flughafen. "Pfiad eich to the Pacific!", rief er seinen neuen Freunden hinterher. Er kündigte an, den Slogan patentieren zu lassen. Kein anderer Abschiedsspruch fasse die Verbindung zwischen modernem und traditionellem Bayern besser zusammen.

Gipfelgegner reagierten enttäuscht. Die Offerte Wladimir Putins, 50 Demonstranten in einem U-Boot bis auf Hör- und Sichtweite an den Flugzeugträger heranzubringen, lehnten sie ab. "Entweder alle 7500 oder keiner", kritisierte ein Sprecher. Hotelchef Dietmar Müller-Elmau sagte, er könne das Catering im Pazifik gerne übernehmen, solange der Freistaat die Transportkosten trage. Am Abend nahm das Bundesverfassungsgericht aber den Beschluss des VGH wieder zurück. Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer war erleichtert: "War ja anscheinend doch nicht alles schlecht bei uns." Zu spät, jetzt sind alle schon unterwegs.

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SZ vom 09.06.2015
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