Süddeutsche Zeitung

Gesangskarriere von Josefa Schmid:Die Loreley aus dem Bayerwald

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Die Bürgermeisterin von Kollnburg schreckt mit ihren Gesängen Freunde und Gegner auf. Schon vor Josefa Schmids Geburt hatte eine Band ihre Musikkarriere prophezeit.

Kolumne von Hans Kratzer

Schon kurz nach der Freischaltung des neuen Musikvideos "Tiziano" auf dem Internetkanal Youtube haben die Konsumenten die singende Bürgermeisterin Josefa Schmid mit Hohn und Spott überzogen. "Sie erschrecken Ihre Wähler!", war in lokalen Medien zu lesen. Manche unkten, Helene Fischer könne sich schon mal warm anziehen, ein Verzweifelter fragte: "Wo ist nur die Gema, wenn man sie braucht?" Überdies trägt Josefa Schmid wegen ihres auf den Klippen von Istrien gedrehten Videos nun Beinamen wie "Loreley vom Bayerwald" und "die Katzenberger von Kollnburg".

Freilich wird dieser Spott wirkungslos an Josefa Schmid abprallen. "Die scheißt sich nix!", sagen Bekannte der gelernten Juristin, die mit ihrem sehr blonden Auftreten gerne das Gegenteil einer gewieften Intellektuellen suggeriert. Immerhin hat sie den Hinauswurf aus der CSU politisch überstanden, seit 2008 wirkt sie recht erfolgreich als Bürgermeisterin von Kollnburg im Bayerischen Wald.

Ihre Singerei war schon vor ihrer Geburt Thema

Nun weiß man, dass viele Menschen in der falschen Haut stecken. Bei Josefa ist zu vermuten, dass sie gerne Helene geworden wäre. Das Frappierende an ihrem Versuch, im Schlagergeschäft Fuß zu fassen, ist aber nicht der Hohn des Publikums, sondern der Hinweis eines SZ-Lesers, Josefas Singerei sei schon vor ihrer Geburt ein Thema gewesen. Tatsächlich hatte 1966 eine Gruppe mit dem Namen Gela und die Gentries eine Single veröffentlicht, sie trug den verblüffenden Titel "Josefa aus Bayern".

Diese Platte war prophetisch: "Irgendwo in Niederbayern lebte die kleine Josefa zwischen Kühen und Hühnereiern", lautet der Schlagertext, "sie wollte eine große Sängerin werden, ihr Vater hat nur gelacht, doch Josefa hat sich nichts daraus gemacht. Josefa zog in die Großstadt, und schon bald war sie ein großer Star, lalalalala . . ."

Die Sängerin von Gela und die Gentries hieß Andrea Andergast. Sie war bis in die Achtzigerjahre als Sängerin (Xanadu), Produzentin und Komponistin im Schlagergeschäft erfolgreich. Sie beobachtet sicherlich aufmerksam, ob Josefa demnächst ein Star wird.

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SZ vom 20.06.2015
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