Süddeutsche Zeitung

Gerüchte über CSU-Geheimfonds:Schreiber und das Rätsel um "Maxwell"

Lesezeit: 1 min

Zu Beginn des Prozesses gegen den Lobbyisten Karlheinz Schreiber macht ein altes Gerücht neue Schlagzeilen. Hat die CSU von schwarzen Konten profitiert?

Hans Holzhaider

Zwei Tage vor dem Beginn des Prozesses gegen den Lobbyisten Karlheinz Schreiber hat der Spiegel alte Gerüchte über einen angeblich von Schreiber in den achtziger Jahren eingerichteten Geheimfonds zur Finanzierung von CSU-Wahlkämpfen aufgewärmt.

Das Magazin berichtet über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum gegen einen Münchner Geschäftsmann, der "ein enger Freund und Testamentsvollstrecker" des 1992 verstorbenen CSU-Justitiars Franz Josef Dannecker gewesen sei. Dieser habe bei der Firma LTG-Treuhand in Liechtenstein eine Stiftung unterhalten.

Als im Februar 1996 bekannt geworden sei, dass die bayerische Justiz weitere Durchsuchungen in der Schreiber-Affäre plane, habe ein Münchner Anwalt alle Stiftungsunterlagen aus Liechtenstein mitgenommen. Bei einem Betrugsprozess in der Schweiz habe ein Zeuge berichtet, er wisse sicher, dass über diese Stiftung auch CSU-Transaktionen gelaufen seien, schreibt der Spiegel.

Im Video: In Augsburg hat der Steuerprozess gegen den Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber begonnen. Er gilt auch als Schlüsselfigur in der CDU-Spendenaffäre. Weitere Videos finden Sie hier

Bei seiner Aussage vor dem Parteispendenausschuss des Bundestages hatte Schreiber 2002 behauptet, das von ihm beim Schweizer Bankverein unterhaltene Konto mit dem Tarnnamen "Maxwell" sei nicht Strauß-Sohn Max, sondern der CSU zuzuordnen.

Von dem Konto hätten nur Franz-Josef Strauß, Edmund Stoiber und Dannecker gewusst. "Maxwell" sei ein Spitzname für Dannecker in Anlehnung an die US-Klatschtante Elsa Maxwell.

Eine ehemalige Sekretärin Schreibers hatte das im Prozess gegen Max Strauß unter Eid bestätigt, andere Zeugen hatten diese Version dagegen für abwegig erklärt. Edmund Stoiber sagte als Zeuge vor dem Augsburger Landgericht: "Davon habe ich nie etwas erfahren. Ich kenne das nicht. Ich halte das für absurd."

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Quelle:
SZ vom 18.01.2010
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