Süddeutsche Zeitung

Fürth:Mann bringt Crystal Meth für Gütetest zur Polizei

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Die Polizei sieht sich ja gerne als Freund und vor allem als Helfer. Mancher Bürger kommt allerdings mit Anliegen, die verblüffen sogar versierte Beamte.

Kolumne von Andreas Glas

Der Begriff "Intelligenztest" ist irreführend. Der Intelligenztest heißt Intelligenztest, testet aber nicht die Intelligenz als solche, sondern den Intelligenzgrad der dazugehörigen Person. Beim Begriff "Drogentest" ist das ganz ähnlich. Auch der Drogentest heißt wie er heißt, testet aber nicht die Droge, sondern den Drogenkonsumenten. Sehr verwirrend, das provoziert ja geradezu Missverständnisse. Zum Beispiel in Fürth, wo neulich ein Mann auf der Polizeiwache erschienen ist. Wie die Polizei mitteilt, kam der Mann, "um sich über die örtliche Drogenqualität" zu informieren - und drückte den Beamten eine Tüte mit Methylamphetamin in die Hände, besser bekannt als Crystal Meth.

Weiter schreibt die Polizei: "Über die Qualität konnten wir ihm zwar nichts sagen, zurück bekam er seine Drogen aber auch nicht mehr." Wie sich herausstellte, hatte der Mann also nicht nur den Begriff Drogentest falsch verstanden, sondern auch die Rolle der Polizei als Freund und Helfer. Statt ihm behilflich zu sein und die Drogen zu testen, haben die Polizisten dem Mann eine Anzeige wegen illegalen Besitzes von Betäubungsmitteln ausgestellt. Die Sache erinnert an den Fall eines Regensburgers, der vor ein paar Wochen bei der Polizei aufschlug, da er seinen Rucksack verloren hatte. Die Beamten hatten eine gute und eine schlechte Nachricht für den Mann. Die gute: Eine Frau hatte den Rucksack gefunden und zur Polizei gebracht. Die schlechte: Auch der Mann in Regensburg bekam eine Anzeige. Wegen der 100 Gramm Marihuana im Rucksack.

Im Netz lösen solche Geschichen natürlich gute Laune aus. Der Mann, der in Fürth zum Drogentest ging, habe sein Methylamphetamin "sicherlich vom Crystkindlsmarkt", schrieb ein Kommentator bei Facebook. Gäbe es auch einen Schnelltest für Wortwitze, das Testgerät hätte solide acht von zehn Punkten ausgespuckt. Der Mann "gefriert auch heißes Wasser ein", mutmaßte ein anderer Facebook-Nutzer über den 58-Jährigen mit der Crystal-Tüte. Ob die Fürther Polizisten am Ende doch noch einen Drogentest durchgeführt haben - also klassisch am Eigentümer, nicht an der Droge -, ist nicht überliefert. Als sicher gilt dagegen, dass die Beamten einen Intelligenztest für überflüssig hielten.

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Quelle:
SZ vom 10.12.2019
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