Süddeutsche Zeitung

Flüchtlinge:Schleuser ändern ihre Strategie

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Von Andreas Glas, Passau

Die Großschleuser haben offenbar Wege gefunden, die Grenzkontrollen zu umgehen. Sie setzen ihre Passagiere schon in Österreich ab, die Flüchtlinge überqueren zu Fuß die Grenzen - zum Beispiel in Neuhaus am Inn, einem der kleineren Grenzübergänge.

Mit dieser Strategie scheinen die Schleuser Erfolg zu haben: Entlang des Grenzflusses Inn wurden in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn seit Dienstag mehr als 1000 Flüchtlinge aufgegriffen. Das berichtet die Bundespolizei am Mittwoch. Sie waren zu Fuß über Brücken und Stauwehre auf die deutsche Seite gelangt. Dort werden sie von Bundespolizisten in Empfang genommen und zur Registrierung weitergeleitet.

Warum viele Schleuser schnell wieder auf freien Fuß kommen

Am Dienstag hatte die Bundespolizei auch mitgeteilt, dass in Bayern 43 Schleuser gefasst wurden, seit die Grenze zu Österreich wieder kontrolliert wird. Es sind Zahlen, die den Menschen zeigen sollen, dass die Kontrollen wirken, dass es richtig ist, die Grenzen zu bewachen. Allerdings kaschieren diese Zahlen eine andere Tatsache: dass die Mehrzahl der festgenommenen Fahrer längst wieder auf freiem Fuß ist.

Von den 30 Fahrern, die in der ersten Kontrollnacht gestoppt wurden, sind etwa ein halbes Dutzend in Untersuchungshaft gekommen. Die übrigen rund 25 waren also gar keine gewerbsmäßigen Schleuser - trotzdem fließen sie in die Bilanz ein.

"Viele von denen, die als Schleuser durch die Presse geistern, werden gar nicht als Schleuser dem Haftrichter vorgeführt", sagt die Passauer Oberstaatsanwältin Ursula Raab-Gaudin. Es seien "häufig Menschen, die ihre Verwandten irgendwo abgeholt haben".

Man sieht das auch an den Fahrzeugen, die zeitweise in Beschlag genommen und an der Kontrollstelle nahe Pocking abgestellt werden. Es sind relativ neue Pkw, in denen im Schnitt zwei oder drei Menschen saßen - und damit keine Transporter und Kleinlaster, mit denen die großen Schleuserbanden meist arbeiten.

(Mit Material von dpa)

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Quelle:
SZ vom 16.09.2015
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