Süddeutsche Zeitung

NS-Verbrechen:Auschwitz Komitee fordert Erhalt der Erlanger "HuPfla"

Lesezeit: 1 min

Die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt dürfe "auf gar keinen Fall abgerissen werden", heißt es in einer Erklärung der Organisation, die sich für würdevolles Gedenken aller Opfergruppen einsetzt.

Von Olaf Przybilla, Erlangen

Das Auschwitz Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e. V. schließt sich den Forderungen des Medizinethikers Andreas Frewer an und wirbt für den "weitestmöglichen Erhalt" der historischen Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) in Erlangen. Dieser "einzigartige ,Opfer-Ort' darf auf gar keinen Fall abgerissen werden", heißt es in einer Erklärung der Organisation, die sich im Gedenken an die in Auschwitz Ermordeten für die Aufklärung über die Verbrechen des Nationalsozialismus einsetzt: "Besonders wichtig ist uns ein würdevolles Gedenken aller Opfergruppen", erklärt das Auschwitz Komitee. Die Bedeutung von Original-Bauten könne bei diesem Bemühen "nicht hoch genug angesetzt werden, da sie eine besondere emotionale Qualität besitzen".

Durch "überregionale Medien" sei man aufmerksam geworden auf die "andauernde Auseinandersetzung um den Erhalt des letzten Gebäudes der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt". Diese sollte zunächst vollständig einem Max-Planck-Zentrum weichen, ein "Kompromiss" sicherte vor drei Jahren aber den Verbleib eines Teilgebäudes zu, in dem künftig NS-Medizinverbrechen dokumentiert werden sollen. Stadt und Universität Erlangen argumentieren, ein "Kernstück" des nunmehr verbliebenen Gebäudes "mit Appendixen im Ost- und Westflügel" solle "in paradigmatischer Weise" erhalten bleiben. Dem Medizinethiker Frewer zufolge würde damit aber der eigentliche "Opfer-Ort", in dem kranke Menschen zu Tode gehungert wurden, nahezu vollständig vernichtet.

Zuletzt hatten mehrere Organisationen, darunter "Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung", einen sofortigen Stopp der Abbrucharbeiten gefordert. Dem schließt sich das Auschwitz Komitee nun an. Mit fortschreitendem Abstand zur Zeit des Nationalsozialismus werde die Bedeutung von Original-Bauten immer wichtiger, insofern sei es "besonders wichtig, sichtbare Spuren der nationalsozialistischen Verbrechen zu erhalten und den authentischen Ort als ,historisches Denkmal' zu würdigen und zu nutzen", heißt es in der Erklärung. Susanne Kondoch-Klockow, die Vorsitzende des Komitees, erklärte im SZ-Gespräch, es müsse möglich sein, "Baupläne zu ändern und Aufgaben architektonisch miteinander zu vereinbaren".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5769812
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.