Süddeutsche Zeitung

Bayern:Polizist stirbt nach Schüssen von "Reichsbürger"

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Von Olaf Przybilla

Nach den Schüssen eines sogenannten "Reichsbürgers" im mittelfränkischen Georgensgmünd ist ein Polizist seinen Verletzungen erlegen. "Er ist in den frühen Morgenstunden im Krankenhaus verstorben", bestätigte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken am Donnerstagmorgen. Der 32-jährige Beamte sei seinen inneren Verletzungen erlegen. Am Mittwochabend hatte die Polizei den Tod des Beamten zunächst noch fälschlicherweise vermeldet.

Bei der Schießerei im Rahmen einer Razzia waren vier Polizisten verletzt worden. Der 32-jährige Beamte der Spezialeinsatzkräfte Nordbayern war von mehreren Kugeln getroffen worden, wie der Polizeipräsident von Mittelfranken, Johann Rast, sagte. Eine Kugel war von seinem Helm abgeprallt, eine weitere verletzte ihn am Ellbogen. Das dritte Projektil war offenbar direkt neben der Schutzweste eingedrungen.

Ein weiterer Beamter erlitt einen Durchschuss am Oberarm, die beiden anderen Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos wurden durch Glassplitter leicht verletzt.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zeigte sich äußerst betroffen über den Tod des Polizisten. "Der Tod des jungen Polizisten im direkten Einsatz für die Sicherheit der Menschen im Freistaat macht mich fassungslos. Ganz Bayern trauert", sagte er. Und sein Innenminister Joachim Herrmann fügte hinzu: "Dieses brutale Verbrechen macht uns alle fassungslos." Es sei eine schwere Stunde für die bayerische Polizei und ein schrecklicher Verlust.

Zudem kündigte Herrmann an, die sogenannte Reichsbürgerbewegung noch intensiver zu überwachen. Dazu gehöre auch die sorgfältige Überprüfung, welche "Reichsbürger" Waffen besitzen. "Unser Ziel ist, allen Reichsbürgern, die legal eine Waffe besitzen, ihre Waffenerlaubnisse zu entziehen", erklärte Herrmann. "Wer die deutsche Rechtsordnung ablehnt, der bietet keine Gewähr, ordnungsgemäß mit Waffen umzugehen."

Der Minister zeigte sich betroffen vom Tod des Polizeibeamten. Bislang habe es ein derart brutales Vorgehen der "Reichsbürger" gegen den Staat in Bayern noch nicht gegeben.

Rätsel um falsche Todesmeldung

Warum indes die Polizei bereits am Mittwochabend den Tod des Beamten fälschlicherweise gemeldet hatte, ist weiterhin rätselhaft. Die bayerische Polizei hatte dies getwittert, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, also nicht das zuständige Präsidium in Mittelfranken. Es sei offenkundig "zu einem Missverständnis" zwischen München und Nürnberg gekommen. Das Nürnberger Präsidium hatte sich noch in der Nacht für die Falschinformation entschuldigt.

Der Täter wurde festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg sei momentan dabei, den Haftantrag auf vollendeten und versuchten Mord umzustellen, sagte Oberstaatsanwältin Anita Traud der SZ. Der 49-Jährige werde voraussichtlich am Vormittag dem Haftrichter vorgeführt.

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