Süddeutsche Zeitung

CSU:Feind, Todfeind, Parteifreund

Im Asylstreit sind alle Schüsse der CSU nach hinten losgegangen. Aber was Seehofer, Söder und Dobrindt nun aufführen, ist eine Farce.

Kommentar von Ferdos Forudastan

Ginge es nicht um so ernste Fragen, wäre das hier ein echter Schenkelklopfer: Da blasen Horst Seehofer, Markus Söder und Alexander Dobrindt zur Jagd auf die Kanzlerin und ihre Flüchtlingspolitik. Der CSU-Chef und Bundesinnenminister, der bayerische Ministerpräsident und der CSU-Landesgruppenchef treiben wochenlang die Republik um und die Koalition an den Rand des Abgrunds. Aber jetzt, wo alle Schüsse im Asylstreit nach hinten losgehen, wo Umfragen für die bayerische Landtagswahl dramatische Verluste der CSU voraussagen, da will es, ganz feige, keiner gewesen sein.

Zwei von ihnen machen sich sogar gegenseitig verantwortlich. Erst rückt Söder von Seehofer ab, als leide der an einer fiesen, ansteckenden Krankheit. Nun erinnert Seehofer seinen Nachfolger Söder maliziös an das Ergebnis der letzten Landtagswahl - also an jene absolute Mehrheit, die Söder höchstwahrscheinlich verfehlen wird. Und Dobrindt schweigt, als habe er mit der krachend gescheiterten Hetzkampagne nichts, aber auch gar nichts zu tun. Ihm, der unbedingt nächster CSU-Chef werden möchte, kommt die Schwäche Seehofers und Söders nur zu gelegen.

Feind, Todfeind, Parteifreund: Die drei Christsozialen tun wirklich alles, um diesen alten politischen Spruch mit Leben zu füllen.

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Quelle:
SZ vom 20.07.2018
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