Süddeutsche Zeitung

CSU:Nach dem Parteitag geht es für Seehofer nur noch abwärts

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2017 soll als Parteivorsitzender Schluss sein. Dass sich Seehofer so genau festgelegt hat, dürfte er bereits bereut haben - auch wegen Markus Söder.

Kommentar von Wolfgang Wittl

Wenn nichts Außergewöhnliches geschieht, wird Horst Seehofer auf dem CSU-Parteitag noch einmal ein gutes Ergebnis erzielen. Er sollte diesen Tag genießen, denn von da an kann es für ihn eigentlich nur schlechter werden. Seehofer hat mehrmals angedeutet, dass als Parteichef für ihn 2017 Schluss ist. 2018 endet seine Amtszeit als bayerischer Ministerpräsident. Dass er sich so genau festgelegt hat, dürfte er bereits bereut haben. Mit jedem Tag, der ihn seinem Ablaufdatum näher bringt, wird seine Macht schwinden - erst recht mit einem Mann wie Markus Söder in seinem Nacken.

Seehofer spürt das, daher steuert er bereits jetzt dagegen an. Er verbreitert den Parteivorstand, installiert ein Kompetenzteam für die nächsten Wahlen, stärkt den Europapolitiker Manfred Weber und holt Karl-Theodor zu Guttenberg zurück, zwei offenkundige Söder-Gegner. Mit nebulösen Andeutungen versucht Seehofer außerdem, Spekulationen anzuheizen und seinen größten Rivalen Söder zu provozieren. Es werde entschieden anders laufen, als alle glaubten, sagte er zuletzt auf die Frage nach seinem Abschied und seiner Nachfolge. Was er damit meint, lässt er offen.

Nur auf besonderen Wunsch der Partei könnte Seehofer noch mal antreten

Dass Seehofer sich an die Spitze der Söder-Bewegung stellt und den ungeliebten Markus zu seinem Erben ausruft, ist mit Blick auf die Feindschaft der beiden kaum vorstellbar. Ebenso eine Verlängerung seiner Amtszeit, mit der er hin und wieder kokettiert. Bei der kommenden Wahl wäre Seehofer 69 Jahre alt. Nur auf besonderen Wunsch der Partei wäre es ihm möglich, noch einmal anzutreten. In der mächtigen Landtagsfraktion, die letztlich über den Ministerpräsidenten entscheidet, mehren sich aber schon jetzt Stimmen, die mehr Mitsprache einfordern.

Mit der Rückkehr zur absoluten Mehrheit hat sich Seehofer 2013 ein Denkmal in der Partei gesetzt. Sollte die CSU 2018 mit ihm an der Spitze wieder einen Koalitionspartner benötigen, wäre sein Nimbus dahin. Es ist zweifelsfrei eleganter, diese schwere Aufgabe einem anderen Kandidaten zu überlassen.

Söder maßt sich eine Rolle als Co-Chef an, die ihm nicht zusteht

Dieser wird vermutlich Söder heißen. Nicht weil er so beliebt wäre, sondern mangels Konkurrenz. Weber sitzt in Brüssel und damit weit weg vom Machtzentrum München. Ilse Aigner ist in der Landespolitik nie richtig angekommen. Söder müsste also nur abwarten. Ob er das kann, ist eine andere Frage. Er maßt sich bereits eine Rolle als Co-Chef an, die ihm nicht zusteht. Söder würde gerne mit dem Amtsbonus als Ministerpräsident in die Wahl gehen. Doch Seehofer wird nicht freiwillig weichen, jedenfalls nicht für ihn. Er wird daran erinnern, dass die Partei eine Existenzkrise erlebte, als der Alte (Edmund Stoiber) einst gegen seinen Willen vom Hof gejagt wurde. Dieses Trauma wirkt bis heute nach.

Noch ist Seehofer die klare Nummer eins. Die CSU hat keinen Politiker seines Formats, der Angela Merkel Paroli bieten könnte. Aber er ist sich jederzeit bewusst: Keine andere Partei kann sich ihrem Vorsitzenden so bedingungslos unterwerfen und ihn dennoch brutal stürzen, wenn sie die Regierungsmacht gefährdet sieht.

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SZ vom 20.11.2015
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