Süddeutsche Zeitung

Markus Söder:Wenn der Chef leise "sehr gut" sagt

Der Ministerpräsident erntet dieser Tag Lob von vielen Seiten. Und nebenher kümmert er sich sogar noch um den Nervenhaushalt von Kabinettsmitgliedern.

Von Olaf Przybilla, München

Markus Söder erntet Lob dieser Tage und das auch von Menschen, die sich früher lieber drei Wurzelbehandlungen unterzogen hätten, als einmal Markus S. zu loben. Aber der Mann kann Krise: klar in der Ansprache, resolut und robust. Gut, das hätte man ihm auch früher schon zugetraut, denn auffassungsschnell, das war Söder schon immer. Was seine sozialen Fähigkeiten betrifft, da bestehen Zweifel. In der Krise aber wird man nun selbst diese Einschätzung einer ernsthaften Prüfung unterziehen müssen. Warum? Söder scheint sich - nein, kein Spott - dieser Tage nebenher noch rührend um den Nervenhaushalt von Kabinettsmitgliedern zu kümmern.

Vergangene Woche, Pressekonferenz der Staatsregierung zu Schulschließungen in Bayern. Mit auf dem Podium steht Sozialministerin Carolina Trautner, die erst seit Februar im Amt ist und der man anzusehen glaubt, dass sie nicht täglich über große Krisen und deren komplexe Bewältigung spricht. Als sie fertig ist, flüstert Söder ihr zweimal zu: "Sehr gut." Man weiß, wie es klingt, wenn Söder will, dass man etwas leise Gesprochenes trotzdem hört. Dass man dieses "sehr gut" hört, das wollte Söder offenkundig nicht. Trautner atmet sichtbar durch.

Drei Tage später die nächste Krisenbewältigungspressekonferenz, Gesundheitsministerin Melanie Huml steht neben Söder. Huml hat allerlei einstecken müssen zuletzt, ihre Auftritte waren unrund. Diesmal spricht sie recht konsistent. Als Huml fertig ist und der Regierungssprecher gerade das Wort übernimmt, hört man leise, ganz leise ein södersches: "Sehr gut".

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Quelle:
SZ vom 17.03.2020
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