Süddeutsche Zeitung

Comeback:Das total geheime Treffen von Scheuer und Guttenberg

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Der CSU-Generalsekretär trifft den früheren Verteidigungsminister - und schon wird wieder über ein Comeback gemunkelt.

Von Lisa Schnell und Wolfgang Wittl, München

Es gibt vermutlich verstecktere Orte als ein exklusives Restaurant mitten am Münchner Platzl. Und es muss wohl auch kein Zufall gewesen sein, dass ein Fotograf einer großen Boulevardzeitung das Treffen von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer und Karl-Theodor zu Guttenberg großformatig ablichtete: die beiden drinnen beim vertraulichen Gespräch; oder gerne draußen bei einer Zigarettenpause. Man darf sich also durchaus die Frage stellen, wie geheim dieses zweistündige "Geheimtreffen" am Montagabend wirklich sein sollte, von dem die Bild nun berichtete.

Dass die CSU-Spitze um Horst Seehofer an einem Comeback Guttenbergs großes Interesse zeigt, ist hinreichend bekannt. Alle paar Monate kocht in der Partei das Thema hoch, ob der frühere Wirtschafts- und Verteidigungsminister, der 2011 wegen einer abgeschriebenen Doktorarbeit unter donnerndem Getöse zurücktrat, zurückkehren soll. Und wenn ja, in welcher Funktion. Eine Einladung als Redner beim Parteitag sagte Guttenberg ab. Dann berief der CSU-Chef ihn in sein Strategieteam, das Guttenberg jedoch kein einziges Mal besucht hat. Nur vor Seehofers Russland-Reise schaute er im "Außenpolitischen Club" der CSU vorbei. Im vergangenen Jahr verdichteten sich die Anzeichen, dass Seehofer ihm sogar die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl und den Parteivorsitz zutrauen würde. Guttenberg lehnte ab, nicht nur wegen beruflicher Verpflichtungen: Die "berechtigten Gründe für meinen Rücktritt sowie mein lausiger Umgang damit" würden eine Rückkehr nicht rechtfertigen, teilte er der SZ mit.

Dennoch gab es nun das Treffen mit Scheuer. Der Generalsekretär schweigt dazu. Seehofer sagt, er werde "solche Dinge nicht öffentlich begleiten". Nur: Mit Blick auf die schwierigen Wahlen habe die CSU sich exzellent aufzustellen, jeder gute Kopf sei willkommen. CSU-Vize Manfred Weber, Fraktionschef der Konservativen im Europaparlament und ein enger politischer Freund Guttenbergs, wirbt bereits offen dafür, die außen- und sicherheitspolitische Kompetenz des Barons zu nutzen. Der richtige Zeitpunkt sei nun gekommen, findet Weber. Andere in der CSU schwärmen von der Analysekraft Guttenbergs, die nach der Wahl von Donald Trump mehr denn je gefragt sei. Der 45-Jährige lebt mit seiner Familie an der Ostküste der USA.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte Guttenberg am Mittwoch als klugen Zeitgenossen, der "immer ein Gewinn" sei: "Wir können jeden brauchen, ihn auf jeden Fall." Doch ob und wie sehr er sich bei der CSU wieder einbringen will, liegt allein an Guttenberg. Im November klang er arg zurückhaltend: Er habe sich "hinreichend disqualifiziert für die Politik", sagte er.

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SZ vom 26.01.2017 / nell, wiw
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