Süddeutsche Zeitung

Dürre, Brände, Niedrigwasser:So leidet Bayern unter der Trockenheit

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Winzer, Landwirte, die Schifffahrt: Die anhaltende Dürre macht dem Freistaat zu schaffen. Und selbst der lang ersehnte Regen könnte neues Ungemach mit sich bringen.

Von Maximilian Gerl, Würzburg

Die Lage? "Außergewöhnlich", sagt Artur Steinmann am Telefon. Einen ähnlichen Dürresommer hat der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands und Winzer in Sommerhausen (Landkreis Würzburg) nach eigenen Worten 1976 erlebt. Jetzt aber sei es "noch mal extremer", auch 2018 und 2019 habe es schon viel zu wenig geregnet. Die Folge: Während manche Winzer derzeit auf gute Ernte hoffen können, weil ihnen Bewässerungssysteme ein paar Tropfen in die Erde spülen, müssen andere vorzeitig die Trauben wegnehmen, um wenigstens die Stöcke zu retten. "Ohne Wasser", sagt Steinmann, "geht es nicht."

Nicht nur die Winzer und ihre Reben ächzen unter der anhaltenden Trockenheit, die sich über Bayern gelegt hat. Seit Mai 2022, meldete vergangene Woche der Deutsche Wetterdienst (DWD), habe die Kombination aus zu wenig Niederschlag sowie überdurchschnittlicher Temperaturen und Sonnenstunden die Böden vielerorts stark austrocknen lassen. Und nun droht das nächste Problem: Das Landratsamt Traunstein spricht am Donnerstag nach Prognosen des DWD für Freitag und Samstag eine Vorwarnung für Hochwasser aus - wegen Starkregens in der Region. "Zudem können die Böden aufgrund der wochenlangen Trockenheit so gut wie keinen Niederschlag aufnehmen. Es muss daher mit erhöhtem Oberflächenwasser gerechnet werden," heißt es dazu weiter. Dessen ungeachtet rechnen manche Ackerbauern schon mit Einbußen bei den Erträgen. Ihre Traktoren ziehen derzeit auf den Feldern lange Staubwolken hinter sich her, der Mais lässt sich hängen. Wiesen leuchten in der Sonne braun verbrannt statt saftig grün.

Auch die Waldbrandgefahr war zuletzt immer wieder groß. Luftbeobachter stiegen in Flugzeuge, um nach potenziellen Brandherden Ausschau zu halten, Behörden warnten vor weggeschnipsten Zigarettenstummeln. Im Landkreis Schwandorf brannten trotzdem mehr als 20 000 Quadratmeter Wald: Erst standen am Mittwochabend Bäume in Nabburg in Flammen, dann in der Nacht ein paar Kilometer weiter in Schwarzach. Die Feuerwehr konnte die Brände eindämmen und schließlich löschen. Die Ursache und Schadenshöhe waren zunächst unklar.

Ebenfalls problematisch gestaltet sich die Lage für Bayerns Binnenschiffer. Wegen extremen Niedrigwassers sei auf dem freifließenden Donau-Abschnitt zwischen Vilshofen und Straubing der Schiffsverkehr praktisch zum Erliegen gekommen, heißt es von Bayernhafen, die die Häfen von Aschaffenburg bis Passau betreibt. Auf dem Main mache sich hingegen indirekt der niedrige Wasserstand des Rheins bemerkbar. "Die Schiffe nehmen in Richtung Rhein und Nordseehäfen deutlich weniger Ladung auf als sonst oder kommen schon mit deutlich weniger Ladung vom Rhein an", sagt Geschäftsführer Joachim Zimmermann. Nur noch ein Viertel bis ein Fünftel ihrer Kapazität könnten die Kähne wegen fehlenden Tiefgangs transportieren. Die Unternehmen versuchten daher, Fracht auf Schiene oder Straße zu verlagern - allerdings brauche es ungefähr 150 Lkw, um ein Binnenschiff zu ersetzen.

Ein bisserl Regen allein wird die Dürre wohl eher nicht beseitigen. Die fränkischen Winzer forschen deshalb schon seit Längerem, wie sich der Weinanbau in Zeiten des Klimawandels neu aufstellen lässt. "Wir brauchen dringend mehr Bewässerung", sagt Steinmann, anders werde das in Zukunft nicht funktionieren. Immerhin: Der Frankenwein ist nicht gefährdet. Es werde zwar dieses Jahr weniger geben, sagt Steinmann, "aber der wird gut".

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