Süddeutsche Zeitung

Nach Brandbrief an Söder:Piazolo und Söder nehmen Lehrer in Schutz

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"Mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigsten Lehrer": Die Kritik von CSU-Mann Pschierer an den Lehrern im Freistaat weist Kultusminister Michael Piazolo als unberechtigt zurück. Er würdigte ihren "hervorragenden Einsatz" in der Corona-Pandemie.

Von Anna Günther, München

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) verteidigt die 150 000 bayerischen Lehrer gegen "unberechtigte Pauschalkritik". Er weise diese "deutlich zurück", teilte Piazolo mit und betonte die Flexibilität sowie den "hervorragenden Einsatz" der Lehrerinnen und Lehrer in der Corona-Pandemie. Damit stellt er sich explizit gegen die Äußerungen des Mindelheimer CSU-Abgeordneten Franz Josef Pschierer, der Chef der bayerischen Mittelstandsunion ist und 2018 bayerischer Wirtschaftsminister war.

Auch Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder machte am Freitag deutlich, dass Pschierer nicht für die CSU spricht: "Wir haben heute auch im Parteivorstand noch mal klar gemacht: Wir stehen grundsätzlich zu unseren Lehrerinnen und Lehrern und danken ihnen für die gute Arbeit, die sie machen." Pschierer hatte am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite die Lehrer im Freistaat scharf kritisiert: "Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigsten Lehrer."

Pschierer bezog seine Kritik auf ein Ultimatum des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) vom Montag, das er "schlichtweg unverschämt" nannte. In einem "Brandbrief" an Söder hatte der BLLV ein Impfangebot für alle Lehrer und Beschäftigten der bayerischen Schulen gefordert. Dann würden diese "nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen". Wer keines erhalte, "kann nur den Distanzunterricht anbieten", heißt es in diesem Brief.

Söder und Piazolo hatten dieses Ultimatum mehrmals scharf kritisiert. Auf diese Weise die Impfreihenfolge ändern zu wollen, habe "Kopfschütteln" in der Staatsregierung ausgelöst, sagte Piazolo am Dienstag nach der Kabinettssitzung. Ultimaten bringen niemanden weiter, ergänzte Söder. Bisher dürfen nur Erzieher, Grund- und Förderschullehrer geimpft werden. Sie wurden in der Impf-Priorisierung in Gruppe zwei vorgezogen. Lehrer weiterführender Schulen müssen noch warten.

Pschierer hat nun offenbar mit seiner Erinnerung an das gegen Lehrer gerichtete Faule-Säcke-Zitat des früheren SPD-Kanzlers Gerhard Schröder eine Grenze überschritten, die den FW-Kultusminister dazu brachte, sich am späten Abend noch vor die bayerischen Pädagogen und gegen ein Mitglied der CSU-Fraktion, also des Koalitionspartners zu stellen. Auf Facebook schreibt Pschierer: Er sei "fast geneigt das Zitat unseres früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder über Lehrer zu wiederholen".

Am Freitag distanzierte sich auch die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände (ABL) vom BLLV. Durch dessen Brandbrief sei in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, "dass Lehrerinnen und Lehrer nicht bereit sind, in der Krise zusätzlich Verantwortung zu übernehmen. So sind wir aber nicht", schreiben die Vertreter der Gymnasial- und Realschullehrer sowie der Lehrer an Beruflichen Schulen und die Katholische Erziehergemeinschaft in einer gemeinsamen Mitteilung.

Statt Ressentiments zu schüren, sollten Lehrer, Politik und Medien "die Energie zur gemeinsamen Lösung der Krise und damit zum Löschen des Brandes" verwenden. Die Sorgen und Ängste der Lehrer müssten ernstgenommen, die Teststrategie der Staatsregierung verbessert werden und "selbstverständlich muss es das Ziel sein, zügig Impfangebote für alle Lehrkräfte im Präsenzunterricht zu machen". Aber die ABL stehe für "praxisnahe, zielführende und umsetzbare Lösungen", nicht für "Maximalforderungen".

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SZ vom 27.03.2021
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