Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Ungeimpft 110,55 - geimpft 9,18

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Die Unterschiede bei den Inzidenzen belegen eindrucksvoll den Nutzen der Corona-Impfungen. Sie dürften sich auf die Beratungen über künftige Corona-Regeln auswirken.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Nur in Wuppertal liegt die Inzidenz höher. In Rosenheim haben sie schon einiges mitmachen müssen während der Pandemie, die Stadt lag oft weit oben im Inzidenzvergleich, nun ist es wieder so weit: zweiter Platz, deutschlandweit. Auch Schweinfurt ist weit vorne, Memmingen schnellt unaufhörlich nach oben. Augsburg klettert.

Die Corona-Bayernkarte ist vor den Beratungen der Staatsregierung an diesem Dienstag über neue Corona-Regeln zweigeteilt: Der Süden ist derzeit von der vierten Welle stärker betroffen als der Norden. Darum geht es Klaus Holetschek aber gar nicht. Der Gesundheitsminister legt den Fokus auf den Unterschied zwischen Geimpften und Ungeimpften, und der ist eklatant: Die Inzidenz bei Ungeimpften liegt im Freistaat bei 110,55, die der Geimpften nur bei 9,18.

Die Zahlen werden Auswirkungen auf die weiteren Beratungen im Kabinett haben. "Wir haben derzeit eine Pandemie der Ungeimpften", sagt Minister Holetschek. "Wenn dieser Trend der vermehrten Infektionen sich fortsetzt, stellt sich die Frage nach weiteren Maßnahmen wie etwa 2G." Derzeit gilt die sogenannte 3G-Regel im Freistaat, wonach Geimpfte, Genesene und Getestete etwa an Veranstaltungen in geschlossenen Räumen teilnehmen dürfen oder Schwimmbäder und Fitnessstudios besuchen dürfen - sofern die örtliche Inzidenz über 35 liegt.

2G würde angelehnt an das Hamburger Modell bedeuten, dass zum Beispiel Veranstalter oder Gastronomen selbst Getesteten keinen Zutritt mehr zu ihren Räumen und Veranstaltungen ermöglichen. Für die Beratungen am Dienstag plant die Staatsregierung die Einführung einer Krankenhaus-Ampel, unter anderem die Bettenbelegung soll bei Einschränkungen die bisherige Fixierung auf den Inzidenzwert ablösen.

Geimpfte müssen nur in Einzelfällen ins Krankenhaus

Die steigende Zahl an geimpften Personen mache eine Neuregelung der bisherigen Corona-Verordnungen notwendig. "Die Impfung schützt. Geimpfte Personen können weniger häufig infiziert werden. Und wenn sie trotz Impfung positiv getestet werden, tragen sie eine signifikant geringere Viruslast mit sich und zeigen eine verkürzte Dauer der Virusverbreitung auf", sagt Holetschek. Daten, die der Landkreis Augsburg bereits Mitte August für seine Region veröffentlicht hat, unterstreichen die Bedeutung der Impfung.

Demnach erkrankten Geimpfte im Landkreis in den Monaten Mai, Juni und Juli seltener an Covid-19, sie mussten nur in Einzelfällen ins Krankenhaus, und die Sterberate lag bei null. 1130 Personen wurden in diesen drei Monaten positiv getestet, 80 Prozent davon waren ungeimpft. Lediglich fünf Prozent der positiv Getesteten hatten bereits ihre zweite Impfung erhalten. "Gegebenenfalls wird die Veröffentlichung dieser doch sehr deutlichen Zahlen die ein oder andere noch unschlüssige Person vom offensichtlichen Nutzen der Corona-Schutzimpfung überzeugen", ließ Landrat Martin Sailer (CSU) mitteilen. 33 Personen mussten im betreffenden Zeitraum ins Krankenhaus, 28 von ihnen waren ungeimpft, fünf Personen hatten bislang nur ihre erste Impfdosis erhalten. Fünf Personen starben im Landkreis zwischen Mai und Juli - alle ungeimpft.

Der Durchschnittswert der Inzidenz lag in Bayern am Montag laut Robert-Koch-Institut bei 70,7. Knapp 60 Prozent der Menschen im Freistaat sind vollständig geimpft. Im Gesundheitsministerium werde man bei möglichen Maßnahmen beachten, dass es auch Menschen gebe, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, sagte Holetschek. Es gebe aber nur wenige Gründe, die eine Impfung verhinderten. "Und wenn ich sehe, dass von Ende Juli bis Mitte August rund 85 Prozent aller in bayerischen Krankenhäusern behandelten COVID-19-Patienten ungeimpft waren, spricht das eine wirklich ganz deutliche Sprache."

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SZ vom 31.08.2021
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