Süddeutsche Zeitung

Verdacht auf Subventionsbetrug:Masken-Millionärin Tandler kassierte auch Corona-Hilfe

Lesezeit: 2 min

Neue Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Die Unternehmerin hat 9000 Euro erhalten, als die lukrativen Maskendeals bereits liefen.

Von Klaus Ott

Gegen die Münchner PR-Unternehmerin Andrea Tandler, die mit Maskendeals sehr reich geworden ist, wird nicht nur wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung ermittelt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung läuft bei der Staatsanwaltschaft München I auch ein Verfahren wegen des Verdachts, die Tochter des CSU-Granden Gerold Tandler habe bei den staatlichen Corona-Hilfen Subventionsbetrug begangenen. Es geht um 9000 Euro; um einen Betrag, der im Vergleich zu den Masken-Provisionen verschwindend klein wirkt. Andrea Tandler sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft. Sie bestreitet seit jeher alle Vorwürfe.

Im Mai 2020 hatte Tandler für ihre Münchner PR-Agentur Pfennigturm 9000 Euro Staatshilfe in Anspruch genommen. Da war die Unternehmerin mit den von ihr vermittelten Maskendeals gerade Millionärin geworden. Die PR-Unternehmerin und ein Partner kassierten bis Ende 2020 insgesamt 48 Millionen Euro Provision für Geschäfte des Schweizer Handelsunternehmens Emix mit mehreren Gesundheitsministerien in Deutschland, darunter auch in Bayern. Die ersten Provisionszahlungen waren im Frühjahr 2020 eingegangen.

Das hielt Andrea Tandler aber nicht davon ab, auch die Ende März/Anfang April 2020 beantragte Corona-Hilfe zu kassieren. Die 9000 Euro waren laut einer Richtlinie des bayerischen Wirtschaftsministeriums vom 3. April 2020 ("Corona-Soforthilfen insbesondere für kleine Unternehmen und Soloselbständige") die Höchstsumme für in Not geratene Kleinunternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten gewesen. Andrea Tandler machte damals dem Vernehmen nach geltend, sie habe bei ihrer PR-Agentur Pfennigturm durch die schlechte Wirtschaftslage nach Beginn der Pandemie Kunden und Aufträge verloren.

Die PR-Unternehmerin hat die 9000 Euro zurückgezahlt, angeblich unaufgefordert

Die Stadt München bewilligte daraufhin die 9000 Euro Corona-Hilfe, die in der zweiten Maiwoche 2020 ausbezahlt und auf ein Konto der PR-Unternehmerin überwiesen wurden. Die Hilfsmittel für in Not geratene Firmen stammten teilweise von der Bundesregierung; abgewickelt wurde ein entsprechendes Programm über das bayerische Wirtschaftsministerium und die Kommunen, darunter eben auch die Stadt München.

Andrea Tandler zahlte die 9000 Euro Corona-Hilfe, die sie gar nicht mehr nötig gehabt hatte, erst im Mai 2021 zurück. Das habe Tandler "unaufgefordert" getan, erklärte im Mai 2022 ein Sprecher der PR-Unternehmerin, als die SZ von der staatlichen Corona-Hilfe erfuhr und darüber berichtete. Neu ist jetzt, dass die Staatsanwaltschaft von Subventionsbetrug ausgeht und Andrea Tandler vorwirft, ihre Masken-Provision dem Staat bewusst und wahrheitswidrig verschwiegen zu haben.

Subventionsbetrug kann mit einer Geldstrafe oder Gefängnis geahndet werden. Das gilt beispielsweise für "unvollständige Angaben" bei der zuständigen Behörde. Die Rückzahlung stünde dem nicht entgegen, sondern wäre lediglich eine Wiedergutmachung des Schadens. Für Andrea Tandler gilt aber bis zu einer etwaigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5743383
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.