Süddeutsche Zeitung

Mittelfranken:Nach Grabenkämpfen: Bayern-AfD trifft sich zum Parteitag in Greding

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Von Johann Osel, Greding

Gut zwei Monate nach der Wahl eines neues Landesvorstands trifft sich die bayerische AfD am Wochenende im mittelfränkischen Greding. Im Fokus des zweitägigen Parteitags steht laut Einladung Organisatorisches - vor allem aber dürfte das Treffen als Stimmungstest nach den Grabenkämpfen zwischen völkischem "Flügel" und moderaten Mitgliedern sowie den mäßigen Ergebnissen bei der Europa- und der Landtagswahl gelten.

Im September war Landeschef Martin Sichert abgewählt worden, jetzt steht die 36-jährige Bundestagsabgeordnete Corinna Miazga an der Spitze. Sie gewann in der Stichwahl gegen die bayerische Flügel-Frontfrau und Chefin der gleichermaßen gespaltenen Landtagsfraktion, Katrin Ebner-Steiner. Allerdings gilt Miazga in ihren Positionen selbst als Flügel-nah, hatte 2015 das Gründungsmanifest der Strömung unterzeichnet.

Vor ihrer Wahl warb sie aber in einer gediegenen Rede für sich als Vorsitzende des Ausgleichs, sie stehe "nicht für oder gegen den Flügel hier". Zum ersten Stellvertreter war der Flügel-Hardliner und Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller gewählt worden, zu weiteren Vizes die Landtagsabgeordneten Gerd Mannes (gemäßigt) und Martin Böhm (Flügel). Miazga versprach, als Chefin für "Ruhe " und einen "Neustart" einzutreten, dazu benötige die AfD "Disziplin".

Unruhe hatte unter anderem ein Flügel-Treffen im Mai in Greding ausgelöst, bei dem die erste Strophe der Nationalhymne gesungen wurde. Auch deshalb verhängte die Führung unter Sichert daraufhin Maßregelungen gegen drei Flügler im Landesvorstand. Miazga, die als Gegnerin von Ordnungsmaßnahmen gilt und in der Frühphase der AfD selbst wegen Intrigantentums ausgeschlossen werden sollte, sieht diesen fatalen Auftritt des Flügels gleichwohl kritisch. Der Flügel habe "massiv durch diese Nummer in Greding verloren", schreibt sie in internen Chats, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. "In Bayern sind wir ganz sicher nicht weichgespült, aber vor allem sind wir eines nicht: dämlich."

Beim letzten Parteitag wurde der alte Vorstand nicht entlastet, die Rechnungsprüfer verweigerten dies, weil "keine satzungsgemäße Prüfung" möglich gewesen sei - dies will man nun nachholen, inklusive Aussprache. Zudem werden diverse Gremien gewählt, Beratungen zum Kommunalwahlkampf stehen an.

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Quelle:
SZ vom 08.11.2019
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