Süddeutsche Zeitung

Große Gefahr durch große Autos:SUV als Unfallgegner

Lesezeit: 1 min

Prallen ungleiche Fahrzeuge aufeinander, hat das kleinere schlechte Karten. Entscheidend sind auch die Stoßstangen auf unterschiedlicher Höhe.

Von Joachim Becker

Große Autos, große Gefahr: Prallen ungleiche Gegner im Straßenverkehr aufeinander, hat der Kleinere schlechte Karten. Zu diesem Ergebnis kam schon der ADAC-Crashtest zwischen einem Audi Q 7 und einem Fiat 500 im Jahr 2008. Wie zu erwarten, waren die Dummies im Kleinwagen viel stärkeren Belastungen ausgesetzt als die Mitreisenden des Audi Q 7. Das kleinere Fahrzeug wird bis zum Stillstand abgebremst und zurückgeschleudert, während das schwere Auto noch weiterrollt. Entscheidend ist aber auch, dass sich die Verformungselemente der beiden Fahrzeuge nicht treffen, weil sie unterschiedlich hoch angebracht sind.

Dass der Größenunterschied noch immer ein erhebliches Verletzungsrisiko birgt, demonstrierte ein SUV-Crashtest der Axa-Versicherung vor wenigen Wochen. "Bei herkömmliche Personenwagen sind die Stoßstangen fast immer auf derselben Höhe, bei einem Unfall können sie ihre Wirkung entsprechend voll entfalten", erklärt die Axa-Unfallforscherin Bettina Zahnd, "bei einer Kollision zwischen einem normalen Auto und einem Geländewagen ist dies nur bei zwei Dritteln der Fall."

Bei dem jüngsten Axa-Crashtest in der Schweiz fuhr ein VW Touareg mit rund 60 km/h seitlich in einen von rechts kommenden Personenwagen. Der Audi Avant wurde dabei erheblich beschädigt: Da die SUV-Stroßstange deutlich über dem Schweller des Gegners lag, wurde die Hintertür durch den Aufprall stark eingedrückt. Den Kinder-Dummy auf der Rückbank traf es mit voller Wucht. Zwar wird er vom Kindersitz geschützt, sein Kopf und die linke Körperseite schlagen jedoch heftig an der Sitzschale auf. Der Fahrer des Kombis prallt mit der Fahrertür zusammen, wobei der Seitenairbag schlimmere Kopfverletzungen zu verhindern vermag. Der Fahrer des Geländewagens wird höchstens leicht verletzt. Ein durchschnittlicher Personenwagen ist also schlechter geschützt, selbst wenn er sich bezüglich des Gewichts nur leicht vom SUV unterscheidet.

"Gerade weil ein solch großes Auto ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, ist es wichtig, dass die Fahrer das Risiko, das sie selbst darstellen, richtig einschätzen und aufmerksam unterwegs sind", betonte Bettina Zahnd.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2020
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