Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bahn:Aus für die Partner-Bahncard

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Der Konzern schafft zum 1. April das vergünstigte Angebot ab. Wer sich noch eine Partnerkarte sichern möchte, sollte schnell sein. Was Kundinnen und Kunden jetzt wissen müssen.

Von Marco Völklein

Die Deutsche Bahn schafft die Partner-Bahncard ab. Von 1. April 2022 an werde man die vergünstigte Rabattkarte nicht mehr anbieten, bestätigte eine Konzernsprecherin der Süddeutschen Zeitung auf Nachfrage. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert das Vorgehen und erklärt, der Konzern stoße damit mehr als "100 000 treue Kunden vor den Kopf". Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Was genau ist eine Partner-Bahncard?

Partner-Bahncards sind Karten zum ermäßigten Preis, wenn eine im gleichen Haushalt lebende Person schon über eine Bahncard verfügt. In den Genuss der Ermäßigung kamen bislang unter anderem Ehe- und Lebenspartner beziehungsweise Ehe- oder Lebenspartnerinnen. Die Ehe oder die eingetragene Lebenspartnerschaft oder eben der gemeinsame Wohnsitz mussten dabei mit entsprechenden Dokumenten nachgewiesen werden (beispielsweise mit der Heiratsurkunde oder mit Personalausweisen, in denen der gemeinsame Wohnsitz eingetragen war).

Wie hoch war die Ersparnis?

Das hing davon ab, welche (Haupt-)Karte der Partner oder die Partnerin hatte: Hatte der Partner beispielsweise eine Bahncard 50 als Hauptkarte, betrug die Ersparnis 50 Prozent. Dann zahlte man für die Partner-Bahncard für die zweite Klasse nur 117 Euro im Jahr statt 234 Euro für die Hauptkarte. Bei der Bahncard 25 war die Partner-Karte dagegen nur etwa ein Drittel günstiger als die vergleichbare Haupt-Bahncard. Hinzu kam: Die Partnerkarte hatte die gleiche Gültigkeit wie die Hauptkarte - auch bei einer nachträglichen Bestellung der Partnerkarte. Bestellen konnte man die Partnerkarte zusammen mit der Hauptkarte im Internet oder im Reisezentrum. Wer allerdings bereits eine Bahncard besaß und nachträglich eine Partnerkarte beantragen wollte, der konnte dies nur im Reisezentrum erledigen - und musste dort die entsprechenden Nachweise vorlegen.

Warum schafft der Konzern die Partner-Bahncard ab?

"Die Nachfrage nach der Partner-Bahncard war in den letzten Jahren stark rückläufig", erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB) auf SZ-Anfrage. Aktuell würden nur noch drei Prozent der Bahncard-Kunden das Angebot nutzen. Das sind aber nach Berechnungen des Fahrgastverbands Pro Bahn noch immer "über 100 000 Kunden, die umwelt- und klimafreundlich mit ihrem Partner reisen", wie es in einer Erklärung heißt. Noch im Dezember hatte die DB in ihrem "Inside-Bahn"-Newsletter für den Kauf einer Partner-Bahncard geworben.

Laut einer Mitteilung von Pro Bahn führt der Konzern zudem noch den "komplizierten Prozess" als Grund dafür an, dass die Partner-Bahncard nun abgeschafft wird - angeblich hatte die DB zuvor auf ihren Social-Media-Kanälen auf einige Fragen von Kunden entsprechend geantwortet. "Wenn der Verkauf eines Produkts wegen eines unbrauchbaren Prozesses nicht läuft, sollte man den Prozess verbessern und nicht das Produkt einstampfen", kritisiert Lukas Iffländer, Vize-Vorsitzender von Pro Bahn. Zum Beispiel müsse eine einfache Online-Zubuchung mit wenigen Mausklicks möglich sein; zudem müsse auf die Bindung an die Laufzeit der Hauptkarte verzichtet werden.

Was gilt für Kunden, die bereits eine Partner-Bahncard haben?

"Wer aktuell mit einer Partner-Bahncard unterwegs ist, kann diese natürlich noch nutzen", erklärt die Bahnsprecherin. "Und wenn diese Partner-Bahncard noch bis einschließlich 31. März gültig ist, verlängern wir sie auch nochmal um ein Jahr." Für sogenannte Neukäufe allerdings werde man von 1. April 2022 an die Partner-Bahncard eben nicht mehr anbieten. Wer sich also eine Partner-Bahncard zu den alten Konditionen sichern möchte, der könne dies noch bis Ende des laufenden Monats tun, sagt Jörg Bruchertseifer, Tarifexperte beim Fahrgastverband Pro Bahn.

Gibt es künftig Alternativen?

Nicht wirklich, zumindest gibt es künftig keine vergünstigte Partner-Lösung mehr. Die DB verweist auf Nachfrage lediglich auf ihre Angebote an diversen Bahncards, die zum Beispiel Nachlässe für Seniorinnen und Senioren anbietet. Auch Jüngere können bis zu ihrem 26. Lebensjahr in den Genuss einer vergünstigten Bahncard kommen. Wer eine volle Erwerbsminderung oder eine Schwerbehinderung mit einem Grad der Behinderung von mindestens 70 nachweisen kann, der kann ebenfalls eine Bahncard zu vergünstigten Konditionen beantragen.

Was sagen die Fahrgastvertreter dazu?

Pro-Bahn-Tarifexperte Jörg Bruchertseifer kritisiert das Vorgehen des Schienenkonzerns scharf: "Nach der Preiserhöhung im Dezember 2021 stellt die Abschaffung der Partner-Bahncards für die treuesten Bahnfahrgäste eine weitere versteckte Preiserhöhung dar." Die von der Bahn als Alternativen genannten Angebote seien "immer teurer als die bisherige Lösung". Der große Vorteil der Bahn, mit Partner und Kindern unbeschwert zu reisen, werde dadurch teurer und verliere an Attraktivität. Um die Schiene zu stärken und mehr Menschen in die Züge zu holen, müssten die Verantwortlichen bei der DB und in der Verkehrspolitik ihre Tarifpolitik überdenken - und beispielsweise "eine vergleichbare oder gleich eine bessere Lösung für eine Mobilitätskarte schaffen". Diese müsste deutschlandweit in allen öffentlichen Verkehrsmitteln gelten. Ähnliche Angebote gibt es unter anderem in Österreich und in der Schweiz. Genau daran müsse man sich orientieren, so Pro Bahn.

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