Süddeutsche Zeitung

Blinkers:Jetzt blinkt auch das Fahrrad

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Von Felix Reek

"Wir haben intelligente Autos, wir haben intelligente Häuser, aber das Fahrrad ist stehengeblieben", sagt Nicolas Callejo. Der 21-jährige Spanier, der in Zürich Maschinenbau studiert, hat recht. Das Fahrrad hat sich bis auf die Entwicklung des E-Bikes in seinen Grundzügen in den vergangenen 100 Jahren kaum verändert. Das wollte Callejo ändern. Er gründete mit einigen Freunden, alle Anfang 20 und spanische Studenten in Zürich, das Start-up Velohub. Das erste Produkt dieser Zusammenarbeit ist "Blinkers", ein Blinksystem fürs Rad.

Hintergrund der Idee war die unsichere Situation von Radfahrern in der Stadt. In seiner Heimat traue sich kaum jemand mit dem Bike auf die Straße, sagt Callejo. "Die meisten in Spanien fahren aber auch nicht sehr gut Auto", scherzt er. Die Freunde entwarfen deswegen einen Richtungsanzeiger fürs Rad, der deutlich macht, wohin der Fahrer abbiegen möchte. Das dreieckige Element lässt sich am Lenker und an der Sattelstange befestigen, bedient wird die Einheit am Lenker. Die Hände müssen so nicht heruntergenommen werden.

Viel mehr als nur Blinker

Neben der Blinkeinheit besitzt das System auch integrierte Fahrradlampen, ein Bremslicht und zwei Laser, die grüne Linien rechts und links neben das Rad werfen. Das signalisiert anderen Verkehrsteilnehmern, den nötigen Sicherheitsabstand einzuhalten. Aufgeladen werden die Lichter per USB-Anschluss am Rechner. Sieben Stunden sollen sie so durchhalten.

Zurzeit ist das Projekt noch in der Gründerphase. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) gewannen die jungen Spanier einen Preis, dessen Prämie ihnen bei der Entwicklung half. Die Swiss Startup Factory, ein Konsortium aus Privatinvestoren, betreute sie dann über drei Monate hinweg, um sie auf ihre Zukunft als Unternehmer vorzubereiten.

Es gibt einen riesigen Markt

Über das Crowdfunding-Portal Kickstarter soll jetzt das nötige Geld reinkommen. Die Kampagne läuft seit vergangenem Montag, schon nach wenigen Tagen war ein Drittel des Ziels von 50 000 Euro erreicht. Das ist keine große Überraschung. Gerade Produkte rund ums Fahrrad funktionieren sehr erfolgreich auf verschiedenen Finanzierungs-Plattformen.

Das liegt daran, dass für junge Menschen in urbanen Gebieten das Auto immer weiter an Reiz verliert. "So ein Auto ist toll", sagt Callejo. "Aber es kostet mich viel Geld - Versicherung, Sprit, und so weiter. Ein Fahrrad bekomme ich schon für 100, 200 oder 300 Franken." Nur "cooles Zubehör" gäbe es noch nicht viel für Radfahrer. Also gründen sich immer wieder Start-ups in diesem Bereich, "weil es da einen riesigen Markt gibt", erklärt Callejo. 72 Millionen Fahrräder gibt es allein in Deutschland.

89 Euro pro Set

Für die jungen Gründer ist Kickstarter auch eine Möglichkeit, die Nachfrage für ihr Produkt zu testen. "So sieht man, was die Leute wollen", sagt Callejo. Mit dem Geld solle der Feinschliff an Blinkers vorangetrieben und die ersten Exemplare produziert werden. Bisher löten die Freunde die Prototypen noch selbst zusammen. 89 Euro kostet ein Set mindestens, bei erfolgreicher Finanzierung startet die Auslieferung im Februar 2017.

Danach wollen sich die Spanier darauf konzentrieren, neue Funktionen in ihr System zu integrieren. Per Anbindung ans Internet soll sich das Smartphone mit dem Blinker verbinden und Informationen austauschen. So wäre zum Beispiel ein Diebstahlschutz denkbar. Auch den brauchen Radfahrer in der Stadt schließlich dringend.

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