Süddeutsche Zeitung

Zoologie:Monster-Maulwurf

Ein Biologe der Vanderbilt University hat 25 Jahre lang den Sternmull erforscht und Erstaunliches über das merkwürdig-gruslige Wesen herausgefunden.

Von Tina Baier

Schön ist er nicht, der Sternmull, aber faszinierend. Das gruslige Gebilde am Kopf des in Nordamerika lebenden Maulwurfs ist kein Missgeschick der Evolution, sondern das empfindlichste Tastorgan, das je bei einem Säugetier entdeckt wurde. Es enthalte mehr als 100 000 Nerven, berichtete der Biologe Kenneth Catania diese Woche auf einer Tagung in Chicago. Mithilfe dieses "Sterns" kann der Mull schneller fressen als jedes andere Säugetier. Potenzielle Opfer tastet er in rasender Geschwindigkeit mit seinen Tentakeln ab, die sich dabei so schnell bewegen, dass das menschliche Auge ihnen nicht mehr folgen kann. Innerhalb von höchstens zwei Zehntelsekunden ist die Beute als genießbar identifiziert und vertilgt. Die bizarre Fressmaschine macht aber nicht nur die unterirdischen Gänge unsicher, die sie wie die meisten Maulwürfe gräbt. Auch im Wasser gibt es kein Entkommen. Sternmulle können gut schwimmen, tauchen und: unter Wasser riechen. Dazu machen sie Luftblasen, die sie wieder einatmen und dabei nach Essbarem durchschnüffeln. Gut, dass die Tiere nur zehn bis 13 Zentimeter groß werden (ohne Schwanz) und am liebsten Insekten, Ringelwürmer und Krebstiere fressen.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2017
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