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Werkzeuggebrauch bei Vögeln:Pfiffig wie Menschenaffen

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Neukaledonische Krähen sind dafür bekannt, Stöckchen als Werkzeuge zu benutzen. Aber sie sind sogar in der Lage, Probleme damit so gut zu lösen wie Affen.

Manche Tiere benutzen Werkzeuge - das ist bekannt. Schimpansen angeln mit Stöckchen Termiten oder verwenden Steine als Nussknacker. Verschiedene Vögel benutzen Stöckchen, um an Nahrung heranzukommen und Seeadler zerschmettern Eier ganz gezielt mit Steinen.

Besonders pfiffig allerdings sind die neukaledonischen Geradschnabelkrähen ( Corvus moneduloides). Die schneiden sich in der freien Wildbahn nicht nur eine Art Stäbchen aus Blättern, mit denen sie die Reichweite ihrer Schnäbel vergrößern. Selbst einen Draht haben die Tiere in Experimenten bereits zu einem Haken gebogen, um ein kleines Eimerchen mit Nahrung aus einer Röhre zu heben.

Wissenschaftler der University of Auckland, Neuseeland, haben nun beobachtet, dass die schlauen Vögel sogar Werkzeuge benutzen, um damit an andere Werkzeuge zu kommen.

Die Tiere besitzen demnach eine überraschend ausgeprägte Fähigkeit, über ihr Vorgehen nachzudenken, vermuten Russell Gray und seine Kollegen.

Die Forscher hatten mehrere Krähen gefangen und in Volieren gehalten. Nach einiger Zeit wurde den Tieren Futter in einem Loch präsentiert, an das sie nur mit Hilfe eines Stäbchens gelangen konnten.

Zwar lagen mehrere solcher Instrumente in unmittelbarer Nähe - doch die waren nicht lang genug.

Kurz entschlossen setzten die Tiere diese dazu ein, an ein langes Stöckchen zu kommen, welches sich in einem kleinen Käfig in der Nähe befand. Ausgestattet mit dem adäquaten Werkzeug kamen die Vögel zum Ziel.

Nur eine von sieben beobachteten Krähen versuchte zuerst, mit einem kurzen Ast an die Nahrung zu kommen. Alle anderen hatten offenbar diese eigentlich normale Reaktion gebremst, erklärte Gray. Demnach muss ihnen von vorn herein klar gewesen sein, dass dieser Ansatz zum Scheitern verurteilt war.

Und vier von ihnen waren bereits beim ersten Versuch erfolgreich. Demnach waren die Tiere nicht einmal darauf angewiesen, über Versuch und Irrtum zu lernen. (Current Biology, Bd. 17, S. 1504, 2007)

"Es war überraschend zu beobachten, dass diese 'Vogelhirne' diese schwierige Aufgabe genauso gut bewältigten wie Menschenaffen", erklärte Gray. Selbst Vertreter der Primaten, die nicht zur Gruppe der Menschenaffen gehören, versuchen in ähnlichen Experimenten zuerst den direkten Weg - in diesem Fall also, mit Hilfe des kurzen Stöckchens an die Nahrung zu kommen.

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