Süddeutsche Zeitung

Pandemie:Hirsche mit Coronavirus infiziert

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Auch Tiere können sich mit Sars-CoV-2 anstecken. Bedeutet das neue Gefahren für die Menschen?

Von Christian Weber

Im US-Bundesstaat Ohio hat sich offensichtlich eine beträchtliche Anzahl sogenannter Weißwedelhirsche bei Menschen mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert. Wie das Team um den Veterinärmediziner Andrew Bowman von der Ohio State University im Fachmagazin Nature berichtet, konnte es das Virus in 129 von 360 wild lebenden Tieren nachweisen. Das wären 38,5 Prozent.

Dabei belegte eine Genomanalyse, dass die Viren tatsächlich von Menschen stammen. Die zwischen Januar und März 2021 genommenen Proben enthielten nämlich Virusvarianten, die zu der Zeit bei menschlichen Covid-Patienten kursierten. Die Untersuchung zeigte außerdem, dass es in sechs verschiedenen Fällen zu Übertragungen gekommen sein muss. Es war also nicht eine einzige Ketteninfektion.

Dabei ist der Infektionsweg unklar. Womöglich hätten die Viren einen Umweg über die Umwelt genommen, etwa über verschmutztes Abwasser, das die Tiere getrunken haben, spekulieren die Veterinäre. Die Hirsche lebten alle in relativer Nähe zu menschlichen Siedlungen. Die Konsequenzen der Entdeckung sind ebenfalls noch nicht abzuschätzen, berichten die Forscher und Forscherinnen. Jedenfalls haben die Menschen jetzt ein neues Reservoir für das Virus in der Wildnis geschaffen. "Das könnte die künftige Eindämmung und Kontrolle von Covid-19 erschweren", warnt Bowman. Entscheidend wird jetzt sein, wie sich das Virus in den Tieren verhält, ob die Infektion nur kurz oder lange Zeit anhält und vor allem, ob sie Menschen und andere Tierarten infizieren können.

Die neue Studie ist ein weiterer Beleg, dass Menschen inmitten der Corona-Pandemie Tieren gefährlich werden können. Bislang gibt es Belege für Infektionen unter anderem bei Katzen, Hunden, vielleicht bei Nerzen und - besonders spektakulär - bei einer malayischen Tigerkatze im Zoo von New York.

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