Süddeutsche Zeitung

Walfang:Südkorea wetzt die Harpunen

Weil sie angeblich die Fischbestände an Südkoreas Pazifikküste gefährden, will das Land wieder Zwergwale jagen. Umweltschützer halten diese Rechtfertigung für lächerlich.

Thomas Wagner-Nagy

Südkorea will die Jagd auf Wale wieder aufnehmen. Das kündigte der Leiter der Delegation, Kang Joon-suk, am Mittwoch auf der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Panama-Stadt an.

Konkret geht es um die relativ kleinen Zwergwale an Südkoreas Pazifikküste. Genaue Zahlen nannten die Südkoreaner nicht. "Es handelt sich wohl um einige hundert Tiere pro Jahr", vermutet Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Offiziell heißt es, die Wale bedrohten den Fischbestand und damit die Existenz der Fischer.

"Diese Begründung ist haltlos. Mit dem gleichen Argument könnte man Spechte für die Abholzung unserer Wälder verantwortlich machen", sagt Maack.

Die australische Premierministerin Julia Gillard zeigte sich "sehr enttäuscht", kündigte Widerstand und diplomatische Schritte auf höchster Regierungsebene an. Juristisch kann man nichts gegen den Vorstoß der Südkoreaner tun. Zwar erließ die IWC bereits 1986 ein internationales Walfangmoratorium.

Nationen wie Japan, Norwegen und Island nutzen aber bis heute ein Schlupfloch, das die Jagd zu Forschungszwecken erlaubt. Auf die entsprechende Regelung will sich nun auch die südkoreanische Regierung berufen.

Dabei hat ihr Delegierter auf der Konferenz in Panama ganz unverhohlen zu bedenken gegeben, dass sein Land auf eine uralte Walfanggeschichte zurückblicke und Walfleisch in einigen Gegenden als Delikatesse geschätzt werde.

Das Argument, der Zwergwalbestand im Pazifik habe sich erholt, entkräftet Maack: "Der Bestand scheint sich tatsächlich erholt zu haben, dennoch gibt es bedrohte Subpopulationen, die auch betroffen wären, wenn Südkorea sein Vorhaben umsetzt." Bis die IWC den Antrag geprüft hat, wird wohl noch ein Jahr vergehen.

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Quelle:
SZ vom 06.07.2012
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