Süddeutsche Zeitung

Vogelsterben:Ein Virus tötet Deutschlands Amseln

Lesezeit: 1 min

Von Stephanie Göing

Zwischen zwei Zwetschgenzweigen zwitschern - bald vielleicht keine Vögel mehr. Denn das für Vögel tödliche Usutu-Virus breitet sich zunehmend über Deutschland aus. Rund 1500 Verdachtsfälle gab es dieses Jahr bereits, berichtet der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Dies übertreffe deutlich die Zahlen aus den Vorjahren. Neu betroffen sind vor allem Regionen um Nürnberg, Bremen und Hamburg.

Das tropische Usutu-Virus, benannt nach einem Fluss im südlichen Afrika, woher es ursprünglich stammt, wird durch Stechmücken zwischen Vögeln übertragen. Nicht alle Arten sind für das Virus empfänglich, einige jedoch lassen sich besonders leicht infizieren, etwa Amseln und andere Singvögel. Daher wird die Krankheit auch als "Amselsterben" bezeichnet. Sie kann weder verhindert noch behandelt werden. Betroffene Tiere leiden unter Störungen des Zentralen Nervensystems: Sie werden apathisch, taumeln, verdrehen den Kopf und flüchten nicht mehr. Innerhalb weniger Tage sterben sie.

Tote Vögel sollten gemeldet oder eingeschickt werden

Für den Menschen dagegen ist das Virus nach bisherigem Kenntnisstand nicht gefährlich, ebenso wenig für Haus- oder Nutztiere. Zwar können Stechmücken es prinzipiell auch auf andere Tiere übertragen, so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Infektionen seien jedoch sehr selten und können durch das Immunsystem unterdrückt werden. Dennoch sollte man tote Vögel nicht mit bloßen Händen berühren und den Fund sofort beim zuständigen Veterinäramt melden. Beim Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg können verendete Tiere auch eingeschickt werden, um einen Virusverdacht zu bestätigen.

Seit dem ersten Nachweis der Krankheit in Deutschland 2011 war sie vor allem in warmen Gegenden zu finden, mit regionalen Ausbrüchen. Der heiße Sommer habe nun die Ausbreitung begünstigt, so Vogelexperten vom Nabu. Insgesamt gibt es etwa doppelt so viele Vögel in Deutschland wie Menschen - noch. Denn nicht nur Infektionskrankheiten lassen die Zahlen immer weiter sinken, auch durch Faktoren wie Lebensraumverlust, Klimawandel und Insektensterben geht der Vogelbestand seit Jahrzehnten zurück.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4100606
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/stg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.