Süddeutsche Zeitung

Star Wars und Wissenschaft:Spielplatz Weltraum

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Könnte es das Lichtschwert aus Star Wars eines Tages wirklich geben? Vielleicht schafft es ja die deutsche Energiewende.

Kommentar von Patrick Illinger

Mannomann, was für ein Zirkus. Die Usancen der Filmwelt bekommt man als Wissenschaftsredakteur ja nur selten mit. Erst wenn es um den Weltraum geht, um Laserwaffen oder Außerirdische, ist auch ein Vertreter des Fadenwurm-Ressorts zu einem Pressepreview zugelassen. Wenn es sich dann auch noch um das umsatzträchtigste Filmereignis des Jahrzehnts handelt, in diesem Fall um die siebte Folge von "Star Wars", erlebt man Sicherheitsvorkehrungen wie bei einem Tel-Aviv-Flug. Handys abgeben, Metalldetektor, Abtasten.

Das ist fast so aufregend wie die folgenden zwei Stunden intergalaktischer Rock 'n' Roll. Für ein Drama arg eindimensional, für Science-Fiction zu simpel, für Fantasy zu bodenständig, erzeugt die Filmreihe irgendwo in diesem Dreieck doch ihre Faszination. An den reinen Weltraumfantasien kann es jedenfalls nicht liegen, die rufen bei Zuhilfenahme rational arbeitender Hirnwindungen Schmerzen hervor. Zum Beispiel, wenn im imperialen Zerstörer kleine Raumschiffe durch Öffnungen einfliegen, und auf dem Flugdeck Menschen herumlaufen, atmen, sprechen, während ein paar Meter entfernt der freie Weltraum klafft. Schon klar, jetzt sollte nicht wieder die "Wie realistisch ist das -denn?"-Keule ausgepackt werden.

Eine zerstörerische, leuchtende und heiße Waffe - vielleicht schafft das die Energiewende

Also andersherum: Könnte es die machtvollste Waffe des Universums, das legendär gewordene Lichtschwert, eines Tages tatsächlich geben? Eine gleißende, sengende Klinge, mit der man als Choleriker (siehe Film) eine ganze Kommandozentrale zu glühendem Schrott hauen kann? Darüber diskutieren Experten seit Jahren mit einigem Ernst.

Ein Laserstrahl kommt, anders als oft vermutet, kaum infrage. Das gebündelte Licht würde nicht nach einem Meter enden und wäre von der Seite betrachtet ebenso unsichtbar wie ungefährlich. Ein anderer Vorschlag ist Plasma, also ein extrem heißes, ionisiertes Gas, wie es auf der Sonne wabert. Doch würde das einfach aus der Klinge strömen, gäbe es nur eine wolkige Schweißflamme. Womöglich müsste aus dem Griff eine Röhre aus hitzebeständiger Spezialkeramik herausgefahren werden, die mit vielen kleinen Löchern versehen das Plasma verströmt. Das wäre in der Tat eine zerstörerische, leuchtende und heiße Waffe. Allerdings müsste sich in der Klinge ein handliches, viele Megawatt starkes Kraftwerk verbergen. Na, wer weiß, was die deutsche Energiewende noch hervorbringt.

Bis dahin kann man über Innovationsschübe in der Filmwelt sinnieren. Zum Beispiel die Frage, warum das Lichtschwert in den ersten "Star Wars"-Folgen wie ein kaputter Transformator summte. Und das neue, kein Witz, ein bisschen wie ein Zweitaktmotor knattert.

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Quelle:
SZ vom 19.12.2015
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