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Raumfahrt:Russland erwägt nach Leck Rettungsflug zur ISS

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Eine Sojus-Kapsel an der Internationalen Raumstation ist beschädigt. Was geschehen ist, ist noch unklar. Doch das Schiff könnte nicht mehr für einen Rückflug taugen.

Von Marlene Weiß

Eine Woche nach der Entdeckung eines Lecks in der an die Internationale Raumstation ISS angedockte Sojus -Kapsel ist noch immer unklar, wie es zu dem Schaden kommen konnte - oder wie es weitergeht. Die russische Weltraumorganisation Roskosmos muss nun womöglich eine unbemannte Sojus-Kapsel zur ISS schicken, um Astronauten zurück zur Erde zu holen.

Eine Schadensursache immerhin konnte ausgeschlossen werden: Der alljährliche Geminiden-Meteorschauer war es jedenfalls nicht, wie Nasa-Vertreter am Donnerstag bei einer Pressekonferenz sagten - der kam aus einer anderen Richtung. Es wird weiter Videomaterial analysiert, um zu klären, ob ein anderes kleines Weltraumobjekt oder Materialversagen das knapp einen Millimeter große Leck verursacht hat.

Das Leck war am 14. Dezember entdeckt worden, als russische Kosmonauten sich eben für einen Außeneinsatz zur Installation eines neuen Sonnensegels bereit machten. Plötzlich fiel der Druck im Kühlmittel-Tank der Sojus-Kapsel ab, dramatische Nasa-Videobilder zeigen, wie der Tank seinen Inhalt ins All sprühte. Der Weltraumspaziergang wurde inzwischen nachgeholt, aber das Leck beschäftigt Nasa und Roskosmos weiter.

Ob die Kapsel für einen bemannten Rückflug zur Erde taugt, ist fraglich

Das Sojus-Raumschiff hatte im September die russischen Kosmonauten Sergei Prokopiev und Dmitri Petelin sowie US-Astronaut Frank Rubio problemlos zur ISS gebracht und war seither angedockt, eigentlich, um die Drei im März zurück zur Erde zu bringen und um als Rettungsboot zu dienen, für den Fall, dass die ISS evakuiert werden müsste. Das Leck im Tank macht die russische Kapsel nun nicht zwingend unbrauchbar, aber ob sie tauglich für einen bemannten Rückflug zur Erde ist, ist mehr als fraglich.

Wenn die thermische Analyse ergibt, dass es darin beim Rückflug zu heiß würde, könnte Roskosmos den bislang für März geplanten Start des nächsten Sojus-Schiffs möglicherweise auf Februar vorziehen und das Raumschiff statt mit drei Astronauten an Bord unbemannt zur ISS schicken. Die beschädigte Kapsel würde dann ebenfalls unbemannt zurückfliegen.

Sollte die angedockte Kapsel nicht mehr flugtauglich sein, bliebe den derzeit sieben Astro- und Kosmonauten an Bord der ISS bis zur Ankunft von Ersatz nur noch die Crew-Dragon-Kapsel von SpaceX als Rettungsboot, die im Oktober drei Astronauten und eine Kosmonautin zur Raumstation gebracht hat. Sie ist aber nur für vier Personen ausgelegt.

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