Süddeutsche Zeitung

Mars-Landung:Der Marsianer

Lesezeit: 2 min

Spektakuläre Aufnahmen der Nasa machen den Roten Planeten so erlebbar wie nie zuvor.

Von Marlene Weiß

Eines der spektakulärsten Videos aus dem All, die es je gegeben hat, beginnt mit einem schwarzen Bildschirm: Die Kameralinse ist mitsamt Mars-Rover Perseverance und allem weiteren Zubehör noch fest verpackt und daher blind. Aber dann geht es los mit dem Film von der jüngsten Marslandung am vergangenen Donnerstag, den die Nasa nun veröffentlicht hat: Auf einmal sieht man, wie sich der rot-weiße Fallschirm entfaltet (von dem Muster wird noch zu reden sein).

Wir befinden uns in zwölf Kilometer Höhe, die Geschwindigkeit liegt bei 450 Meter pro Sekunde, wie die Frauenstimme aus dem Kontrollzentrum zu den Bildern erklärt.

Das nächste Bild zeigt den fallenden Hitzeschild, der das für den Mars bestimmte Paket vor den enormen Temperaturen schützte, die durch die Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre des Roten Planeten entstehen. Nun wird er nicht mehr benötigt und wird abgeworfen. Wer schon immer einmal an einem Fallschirm baumelnd die schwankende Marsoberfläche auf sich zukommen sehen wollte, kann nun erahnen, wie sich das etwa anfühlen würde.

Mit dem Hitzeschild fällt auch eine Sichteinschränkung für die Kameras an Bord weg: Endlich ist der Blick auf die Marsoberfläche frei, auf die der Rover weiter zurast. Das für die Landung ausgewählte Terrain ist wissenschaftlich interessant. Der Rover soll den Jezero-Krater erkunden, wo sich vor 3,5 Milliarden Jahren ein See befand. Das macht die Stelle zu einem guten Ort, um nach Spuren einstigen Lebens zu suchen, aber wegen vieler Felsen und Klippen nicht unbedingt zu einem einfachen Landeplatz.

In 2,6 Kilometer Höhe löst sich planmäßig auch der rückwärtige Teil des Schildes, die weiße Glocke rund um Rover und Landegerät, hier auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2019. Kurz darauf wirbelt am Boden Staub auf: Die Triebwerke der Landekonstruktion haben gezündet, das "Sky Crane"-Manöver beginnt.

Eine der diversen Kameras schaut nach oben und filmt den "Descent Stage", eine Konstruktion mit acht Triebwerken, die das Gefährt weiter abbremst ...

... und von der aus sich der Rover nun zur Oberfläche abseilt wie von einem fliegenden Kran.

Und dann, endlich: "Tango delta!", seufzt ein Kommentator erleichtert auf, der Touchdown ist bestätigt, Applaus und Jubel im Kontrollzentrum. Der Marsrover ist heil und unversehrt an seinem Landeplatz angekommen, von wo aus er später obiges Bild schickt. Die Kabel, die ihn mit dem über ihm schwebenden Landegerät verbinden, werden abgesprengt, woraufhin dieses entschwebt, um in sicherer Entfernung weit weniger sanft als seine kostbare Fracht auf die Marsoberfläche zu stürzen. Am Landeort machte Perseverance dann auch gleich die erste Tonaufnahme vom Mars, auf der das Rauschen des Mars-Windes zu hören ist.

Und das Muster auf dem Fallschirm, der nun ebenfalls irgendwo auf dem Mars herumliegt? In einem Livestream zur Marslandung hatte ein Nasa-Kommentator Andeutungen zu einer versteckten Botschaft gemacht. Daraufhin machten sich Nutzer sozialer Medien wie Reddit und Twitter an die Arbeit, und bald war ein Lösungsansatz gefunden, wie der Guardian berichtet.

Demnach stehe jedes rote Feld auf dem Fallschirm für eine Eins, jedes weiße für eine Null. Teilt man die konzentrischen Ringe auf dem Schirm jeweils in Blöcke von zehn Zeichen auf, erhält man binäre Zahlenangaben. Wenn man zu diesen jeweils 64 hinzuzählt, kommt der ASCII-Code für Buchstaben heraus - und schließlich die Botschaft "Dare mighty things": Große Dinge wagen, es ist ein von der Nasa im Rahmen von Mars-Missionen häufig verwendeter Slogan. Das Muster auf dem äußersten Rand des Fallschirms wiederum soll für die Position des Jet Propulsion Laboratorys stehen, das viel zur Arbeit an Perseverance beigetragen hat.

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