Süddeutsche Zeitung

Papillomviren bei Männern:Impfen lassen für die Partnerin

Lesezeit: 2 min

Jeder zweite Mann trägt Papillomviren in sich. Zwar erkranken Männer seltener als Frauen an dem Krebs, den die Viren auslösen können, aber sie sind Überträger.

Christina Berndt

Der Erfinder des Impfstoffs hat es schon immer gefordert: Nicht nur junge Mädchen sollten sich gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen, wie dies die Ständige Impfkommission derzeit empfiehlt, sondern auch junge Männer.

Nur so könnten sich die Erreger des Krebses, die Humanen Papillomviren (HPV), nachhaltig eindämmen lassen, betont Harald zur Hausen unermüdlich, der am Deutschen Krebsforschungszentrum erstmals HPV als Verursacher des Gebärmutterhalskrebses ausgemacht hat.

Weil sich Frauen letztlich bei Männern mit diesen Viren ansteckten, sollten auch Männer die Viren bekämpfen. Und schließlich könnten sie selbst neben Genitalwarzen infolge einer HPV-Infektion auch Penis- und Mundhöhlenkrebs bekommen.

Nun liefert eine umfassende Studie erstmals genaueren Einblick in das Thema "Männer und HPV". Demnach ist etwa jeder zweite Mann infiziert. 1159 Freiwillige aus den USA, Mexiko und Brasilien hat ein Wissenschaftlerteam um Anna Giuliano vom Moffitt Cancer Center in Tampa (Florida) getestet. Bei rund 50Prozent von ihnen fanden die Forscher eine HPV-Infektion, wie sie nun in der Zeitschrift Lancet (online) berichten.

Allerdings ist HPV nicht gleich HPV. Es gibt mehr als hundert verschiedene dieser Viren, und nur manche von ihnen sind krebserregend. Solche krebserregenden Varianten trugen 30 Prozent der untersuchten Männer in der Studie in sich; acht Prozent die besonders krebserregenden Typen HPV-16 und HPV-18, gegen die sich die derzeit verfügbaren Impfstoffe richten.

Ähnlich hoch wird der Anteil der infizierten Frauen in der Bevölkerung geschätzt. "Männer sind meist die Überträger der Infektion", betont Michael Pawlita, HPV-Experte vom Deutschen Krebsforschungszentrum. "Was die Frauen bekommen, bekommen sie von den Männern. Es war eigentlich logisch, dass ähnlich viele infiziert sind."

Dennoch fanden Forscher in früheren Vergleichsstudien bei Frauen zweieinhalbmal so häufig Antikörper gegen die Viren wie bei Männern derselben Altersgruppe. Womöglich reagiert das Immunsystem der Frauen heftiger, weil die Viren den Gebärmutterhals stärker angreifen als die männlichen Geschlechtsorgane, sagt Pawlita.

Dies liegt vermutlich an der Art des Gewebes. So ist es wohl auch zu erklären, dass die Viren bei Männern erheblich seltener Krebs auslösen als bei Frauen. Die Gefahr für Peniskrebs betrage lediglich eins zu 100.000, betont Joseph Monsonego vom Institute of the Cervix in Paris. In Deutschland liegt das Risiko für Gebärmutterhalskrebs für Frauen bei 13 auf 100.000, was immer noch keine große Zahl ist. Brustkrebs kommt zehnmal so häufig vor.

"Im Eigeninteresse der Jungen ist die Impfung auch zu empfehlen", meint Michael Pawlita, "aber dringender mit Blick auf ihre Freundinnen."

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Quelle:
SZ vom 01.03.2011
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