Süddeutsche Zeitung

Ornithologie:Große Eier, kleine Eier

Spatzen legen Eier von verblüffend unterschiedlicher Größe. Sehr lange haben Wissenschaftler gerätselt, warum die Schwankungen so stark ausfallen. Nun präsentieren norwegische Forscher eine Lösung des Spatzen-Eier-Rätsels.

Von Sebastian Herrmann

Hausspatzen haben Biologen vor langer Zeit ein Rätsel aufgegeben. Warum nur, so fragten sich Wissenschaftler, variieren die Eier der Vögel so stark in ihrer Größe? Um bis zu 50 Prozent schwanken die Maße der Eier in den Nestern der Tiere - ist das bloß Zufall? Nun bieten Forscher aus Norwegen im Fachblatt Journal of Avian Biology eine Lösung für das Rätsel an: Je nach Witterungsbedingung bieten die unterschiedlichen Eiergrößen dem Nachwuchs bessere Überlebenschancen. Die Forscher untersuchten zwischen 2003 und 2009 eine Spatzenpopulation auf einer Insel vor der Küste Norwegens, vermaßen dabei die Größe der Eier in den Nestern und überprüften die Überlebensraten der Jungtiere. In Zeiten, in denen es viel regnete, hatte die Brut aus großen Eiern demnach bessere Chancen, unversehrt aufzuwachsen. Unter solchen Witterungsbedingungen gelingt es den Elterntieren nur schwer, ausreichend Insekten zu fangen, um die Kleinen zu füttern. Umso wichtiger ist es dann für die Jungtiere, extra Energievorräte aus den extragroßen Eiern zur Verfügung zu haben. Ist es hingegen warm und trocken, verbessern kleine Eier die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungtiere: Andernfalls wären die Energiereserven in großen Eiern zu hoch - sodass die Vögel so rasch wachsen würden, dass dies den Spatzenorganismus arg unter Stress setzt.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2018
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