Süddeutsche Zeitung

Nachfolgerin der Spaceshuttles:Technischer Defekt blockiert Start von "Orion"

Lesezeit: 2 min

Start abgebrochen

Der Start der neuen Raumkapsel Orion in Cape Canaveral ist wegen einer Serie unterschiedlicher Probleme für heute abgesagt worden. Die Nasa musste den für 13.05 Uhr deutscher Zeit angesetzten Start zunächst verschieben, da ein Boot sich in der Gefahrenzone vor der Startrampe aufhielt. Starke Windböen verzögerten anschließend den Start, ein technischer Defekt verhinderte den Lift-Off schließlich ganz. In einem Blogbeitrag teilte die Nasa mit, das zentrale Verstärkerventil des Wasserstofftanks funktioniere nicht wie geplant. Daher konnte die Raumfahrtagentur das zweieinhalbstündige Zeitfenster für den Start nicht mehr einhalten. Einen neuen Versuch will die Nasa am Freitag um 13.05 Uhr deutscher Zeit wagen.

Dann soll der Testlauf klappen, und die leistungsstärkste Rakete der Amerikaner, die Delta IV Heavy, soll die unbemannte Raumkapsel in einem ungewöhnlich hohen Bogen um die Erde tragen. Zwei Mal soll das Raumschiff die Erde umrunden und auf dieser Bahn eine Höhe von 5800 Kilometern erklimmen. Zum Vergleich: Die Internationale Raumstation ISS kreist in einem Abstand von 430 Kilometern um die Erde. Viereinhalb Stunden nach dem Start soll das vom Rüstungskonzern Lockheed Martin entwickelte Raumfahrzeug südwestlich der kalifornischen Küste im Pazifik landen.

Das Raumschiff könnte auch einmal Menschen zum Mars bringen

Den Testlauf sieht die Nasa nur als ersten Schritt auf dem Weg zu viel weiter entfernten Zielen. In vier Jahren wollen die Ingenieure zu einer Rundreise um den Mond schicken, ebenfalls ohne Personal an Bord. Zwar kann Orion bis zu sechs Passagiere befördern, ein erster bemannter Flug ist aber frühestens 2021 geplant. Mitte der 2030er Jahre will die Nasa mit der Raumkapsel möglicherweise auch Menschen zum Mars befördern.

Der geplante Start sei der Beginn einer neuen Ära, verkündete die Nasa. "Wir hatten dieses Gefühl schon lange nicht mehr - seit dem Ende des Shuttle-Programmes", sagte der führende Flugdirektor der Nasa, Mike Sarafin. Die Spaceshuttles waren 2011 auch aus Kostengründen eingemottet worden. Seitdem sind amerikanische Astronauten auf Mitfluggelegenheiten in russischen Sojus-Kapseln angewiesen, um zur Internationalen Raumstation ISS zu kommen.

Mit dem viereinhalbstündigen Ausflug ins All möchte die Nasa vor allem die Technik der Orion überprüfen. Die Raumkapsel ist dafür ausgelegt, mit einer Geschwindigkeit von 32 000 Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre zurückzukehren, dabei dürfte das Schiff Temperaturen von rund 2200 Grad Celsius ausgesetzt sein. Die Ingenieure wollen testen, ob der Hitzeschild diesen Belastungen standhält. Vor dem Bad im Pazifik müssen sich zudem elf Fallschirme rechtzeitig öffnen, um das Raumschiff auf 32 Kilometer pro Stunde abzubremsen - also ein Tausendstel des ursprünglichen Tempos.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2251925
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/chrb
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.