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Gehör von Haustieren:Musik für Miezen

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Von Christoph Behrens

Katzen bevorzugen Musik, die speziell auf ihr Gehör zugeschnitten ist, berichten Forscher der US-Universität Wisconsin-Madison. Liegen Musikstücke ungefähr im gleichen Frequenzbereich und Rhythmus, in dem Katzen auch untereinander kommunizieren, so sprechen sie die Tiere mehr an als Kompositionen, die für das menschliche Gehör geschrieben sind, schreiben die Wissenschaftler in einer Studie.

Die Liste der Tiere, die Wissenschaftler schon in Labors oder Zoos beschallt haben, ist lang. Manch klassische Musik vermochte es, Gorillas und Elefanten zu beruhigen und Schimpansen zu zähmen. Mancher Bauer schwört im Kuhstall auf Beethovens "Pastorale", damit die Kühe mehr Milch geben. Doch welche Effekte die Melodien auf Tiere genau haben, ist größtenteils unklar. Auf Gibbons und Paviane hatte etwa Mozart in Versuchen überhaupt keine messbare Wirkung. Ist die beruhigende Wirkung auf Tiere, die manche Forscher der Musik zuschreiben, also bloßer Zufall?

Keineswegs, argumentiert nun der Verhaltenspsychologe Charles Snowdon im Fachmagazin Applied Animal Behaviour Science - die Musik müsse aber auf das Gehör der Tiere passen. So kommunizieren Katzen eher mit höheren Tönen. Also komponierten die Forscher Stücke, die ungefähr zwei Oktaven über einem vergleichbaren klassischen Stück von Johann Sebastian Bach lagen. Frequenzen und Rhythmen, die Katzen ängstigen könnten, weil sie Drohlauten ähneln, sparten die Forscher aus.

Balladen für Feliden

Das Ergebnis spielten sie 47 Hauskatzen vor - und die waren entzückt, um es mit einem menschlichen Begriff zu sagen. Manche Mieze habe sich an den Lautsprecher geschmiegt, um "die Musik für sich zu beanspruchen", sagte Snowdon dem Magazin Wired. Hörproben von den Kompositionen "Cozmo's Air", "Spook's Ditty" und "Rusty's Ballad" finden sich auf der Website eines beteiligten Wissenschaftlers.

Als die Forscher das Stück "Air" von Johann Sebastian Bach oder Gabriel Faurés "Elegie" auflegten, zeigten die Katzen dagegen kaum eine Reaktion. Sie wandten sich nicht dem Lautsprecher zu, die Musik interessierte sie scheinbar nicht.

Für die Forscher ist das der Beleg, dass die Katzen eine "Spezies-angemessene" Musik bevorzugen. Diese Erkenntnisse könnten da helfen, wo Katzen großen Stresssituationen ausgesetzt sind, sagen die Wissenschaftler. Tierheime oder Tierärzte könnten dann etwa Musik spielen, die Miezen beruhigt. Faule Katzen könnten dagegen mit schnelleren Stücken gezielt musikalisch angeregt werden.

Jedoch verglichen die Forscher die speziellen Katzenkompositionen nur mit zwei Stücken für Menschen. Vielleicht stehen Katzen auch einfach nicht auf Bach oder Fauré.

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