Süddeutsche Zeitung

Museum:Zurück in die Zukunft

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Das medizinhistorische Museum der Charité in Berlin plant eine umfassende Modernisierung. Im Herbst 2021 wird es neu eröffnet.

Von Astrid Viciano

Das Berliner medizinhistorische Museum der Charité wird im Februar 2020 vorläufig seine Pforten schließen. Bis Oktober 2021 soll das größte deutsche Museum dieser Art neu gestaltet werden, gibt Museumsdirektor Thomas Schnalke an diesem Mittwoch bekannt.

Einst vom großen Pathologen Rudolf Virchow im Jahr 1899 gegründet, haben das Museum und seine Sammlung bereits Bomben des Zweiten Weltkriegs und Dachstuhlbrände überstanden. Für die Erneuerung stehen insgesamt zwölf Millionen Euro zur Verfügung. Ein neues Objektlabor soll es Wissenschaftlern anderer Universitäten künftig ermöglichen, direkt im Museum an Präparaten zu forschen und gemeinsam mit den Berliner Medizinhistorikern Ausstellungen zu konzipieren. "Wir wollen unsere Sammlung zugänglicher machen und international noch mehr mit Kollegen kooperieren", sagt Schnalke.

Um die Entwicklungsgeschichte mancher Viren oder Bakterien zu skizzieren, kommen bereits heute Genetiker aus aller Welt ins Berliner Museum und gewinnen Proben DNA aus alten Museumspräparaten. Künftig sollen Präparate wie in einem Archiv sortiert werden, neue Depoträume sollen das ermöglichen. "Die Zeiten, dass medizinhistorische Museen einer Rumpelkammer glichen, sind vorbei", sagt der Mediziner. Früher habe man Objekte einer Sammlung einfach in eine Vitrine gestreut und beschriftet. Heute seien die Präparate Teil einer Geschichte, die dreidimensional im ganzen Ausstellungsraum erzählt wird. Wie in einer Erzählung setzen sich die Objekte zu einem Text zusammen - ein Herzstichmesser zum Beispiel (siehe Bild), das früher aus Angst vor einem Scheintod zum Einsatz kam. Oder eine Prothese des umstrittenen Chirurgen Ferdinand Sauerbruch, der zu NS-Zeiten an der Charité tätig war.

Für diese Erzählungen sollen nach der Modernisierung interaktive Flächen zur Verfügung stehen, ebenso wie ein Schaulabor am Eingang. Kleingruppen oder auch Schulklassen können sich dann direkt ansehen, wie Wissenschaftler an Präparaten arbeiten, wie sie Ausstellungen konzipieren und vorbereiten. "Wir möchten unseren Besuchern einen Blick hinter die Kulissen bieten", sagt Schnalke.

Am 13. Oktober 2021 soll das neue Museum öffnen, zum 200. Geburtstag des Gründers Rudolf Virchow.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2019
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