Mikrobiologie:Geier haben Gegengift im Magen
Geier ernähren sich von Aas, das eigentlich extrem gesundheitsgefährdend ist. Die weltweit erste Mikrobenstudie bei den Vögeln erklärt nun, mit welchem Trick sie die Giftstoffe verdauen können.
Von Hanno Charisius
Die weltweit erste Mikrobenstudie bei Geiern liefert eine mögliche Erklärung für die bizarren Ernährungsgewohnheiten der Greifvögel. Ihre Hauptnahrungsquelle sind verwesende Tiere, die so viele giftige Bakterien enthalten, dass ihr Verzehr für nicht daran angepasste Lebewesen extrem gefährlich ist.
Ein dänisches Forscherteam hat die Exkremente von Geiern untersucht und stieß dabei auf eine überraschende Bakterienarmut. Sie fanden lediglich 76 unterschiedliche Mikroorganismen in den Fäkalproben. Zum Vergleich: Der menschliche Darm enthält mehr als 1000 unterschiedliche Bakterien.
Auch in den Gesichtern von Geiern fanden sich 528 verschiedene Mikroben ( Nature Communications, 5:5498, 2014). Die Forscher schließen daraus, dass die meisten giftproduzierenden Mikroben aus dem Aas durch die Magensäure der Vögel getötet werden.