Süddeutsche Zeitung

Lebensfreude:Reich und gelangweilt

Geld verdirbt die Freude am Genuss. Je mehr Geld Menschen zur Verfügung haben, desto weniger sind sie offenbar in der Lage, Schönes auszukosten.

Sebastian Herrmann

Geld versaut einem die Freude am Leben. Auf diese (überspitzte) Aussage lassen sich die Studienergebnisse reduzieren, die Psychologen um Jordi Quoidbach von der Universität Lüttich veröffentlicht haben ( Psychological Science, online).

Die Wissenschaftler stellten bei der Befragung von 351 Probanden fest, dass persönlicher Wohlstand und die Fähigkeit zum Genuss schöner Dinge oder positiver Emotionen negativ korrelieren. Das heißt: Je mehr Geld Menschen zur Verfügung haben, desto weniger sind sie scheinbar in der Lage, Schönes auszukosten.

Dabei ist es nicht einmal entscheidend, dass Menschen tatsächlich über besonders viel Geld verfügen: In einem weiteren Test stellten die Psychologen fest, dass bereits der Anblick einer großen Menge Euro-Scheine die Genussfähigkeit der Testteilnehmer beeinträchtigte.

So hatten Probanden, denen unter einem Vorwand ein Foto von Geld gezeigt wurde, anschließend geringere Freude an einem Stück Schokolade, als Testteilnehmer, die zuvor ein neutrales Bild angesehen hatten.

Schon der Gedanke an die Möglichkeiten - Luxusurlaub, Sternelokale -, die sich durch viel Geld eröffnen, lassen sie offenbar erreichbar erscheinen, schreiben die Wissenschaftler.

Und nebenbei vergällen einem die vermeintlich schönsten Dinge des Lebens die Freude an den nicht ganz so spektakulären Dingen des Alltags.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2010
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