Süddeutsche Zeitung

Astronomie:Jupiter schlägt Saturn

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Astronomen haben zwölf neue Jupitermonde entdeckt. Mit insgesamt 92 Monden ist der Gasplanet nun neuer Rekordhalter vor Saturn. Was das für zukünftige Jupitersonden bedeutet.

Von Andreas Jäger

Wenn es um die Frage geht, welcher Planet von den meisten Monden umkreist wird, hatte der Saturn mit 83 natürlichen Satelliten bislang die Nase vorn. Und das, obwohl der Gasplanet mit dem ikonischen Ring nur der zweitgrößte in unserem Sonnensystem ist. Wie eine Forschergruppe um den Astronomen Scott Sheppard von der Carnegie Institution for Science jedoch kürzlich herausgefunden hat, kreisen zwölf weitere, bisher unbekannte Monde um den Jupiter. Das macht den größten Planeten nun auch zum mondreichsten.

Bis 2021 wurden um Jupiter noch 80 Trabanten gezählt, dann gab es in den vergangenen beiden Jahren ein Dutzend Neuentdeckungen, wodurch der Gasriese jetzt von 92 Monden umkreist wird. Entdeckt wurden die Jupitermonde, die jeweils mindestens 340 Tage für einen Umlauf brauchen, mit Hilfe von in Chile und auf Hawaii stationierten Teleskopen. Durch Folgebeobachtungen fanden Sheppard und Kollegen die genauen Umlaufbahnen heraus und fügten die Daten einer vom "Minor Planet Center" (MPC) geführten Liste aller Jupitermonde hinzu. Mond für Mond bestätigte das zur Internationalen Astronomischen Union gehörende MPC die Orbits, was die Entdeckungen nun offiziell macht.

Warum die Himmelskörper zuvor verborgen geblieben waren, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen kommen die (noch) unbenannten Monde - denen erst ab einer Größe von über 1,6 Kilometern ein Name zugewiesen wird - auf lediglich zwischen einem und drei Kilometer im Durchmesser. Zum anderen überstrahlt das vom Jupiter reflektierte Sonnenlicht das von Kleinstmonden, weshalb sie besonders schwer zu sehen sind.

Woher kommen bloß all die Monde um den Riesenplaneten?

Das bedeutet aber auch, dass höchstwahrscheinlich weitere Mondwinzlinge sowohl um den Jupiter, als auch um die anderen Gasplaneten Saturn, Uranus und Neptun kreisen. Im Mondranking liegt der Uranus mit 27 Monden hinter dem Saturn auf Rang drei. Der am weitesten von der Sonne entfernte Neptun kommt immerhin auf 14 Trabanten. Die sonnennahen, steinigen Planeten Mars, Venus, Erde und Merkur liegen hingegen abgeschlagen auf den hinteren Rängen. Der Mars hat immerhin noch zwei Monde, Venus und Merkur gar keinen.

Welche Vorgänge dem Jupiter seinen Mondreichtum beschert haben, ist indes noch unklar. Astrophysiker vermuten, dass die vielen kleinen Monde Überbleibsel von größeren Himmelskörpern sind, die einst miteinander oder mit vorbeifliegenden Kometen oder Asteroiden kollidierten. Wie die meisten der äußeren Monde verfingen sich die neu entdeckten natürlichen Satelliten dann wahrscheinlich in der Anziehungskraft des 318 Erdmassen schweren Jupiters. "Ich hoffe, wir können in naher Zukunft eine Nahaufnahme von einem dieser äußeren Monde aufnehmen, um deren Herkunft besser zu bestimmen", sagte Sheppard der Nachrichtenagentur AP .

Neue Erkenntnisse über Jupitermonde soll zudem die Raumsonde Juice (Jupiter Icy Moons Explorer) liefern, deren Start für den 5. April geplant ist. Die Sonde der europäischen Raumfahrtorganisation Esa wird sich auf die bereits im Jahr 1610 von Galileo Galilei entdeckten Monde Europa, Ganymed und Kallisto konzentrieren. Mit Ausnahme des vulkanischen Io sind jene drei der vier Galileischen Monde von einer Eiskruste bedeckt, unter deren Oberfläche ein Ozean flüssigen Wassers sein könnte. Besonders Ganymed hat es den Forschern der Esa angetan - und die Frage, ob einer der Monde lebensfreundliche Bedingungen bieten könnte. Auf Messdaten wird man sich allerdings noch gedulden müssen. Bis Juice in den Orbit von Ganymed eintritt, bedarf es einer knapp achtjährigen Reise.

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