Süddeutsche Zeitung

Fälschung von DNA-Spuren:"Jeder Biologiestudent könnte das machen"

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Verbrecher werden oft durch DNA-Proben identifiziert. Die genetischen Fingerabdrücke lassen sich jedoch leicht fälschen.

B. Galaktionow

Wissenschaftler in Israel haben gezeigt, dass es möglich ist, DNA-Spuren zu fälschen. Damit erschüttern sie die Glaubwürdigkeit eines Beweisinstruments, das bei der Aufklärung von Verbrechen als äußerst aussagekräftig angesehen wird. Das berichtet die New York Times (NYT).

Dem Bericht zufolge gelang es den Wissenschaftlern, in Blut- und Speichelproben eine andere DNA einzuschmuggeln als die des Spenders. Wenn sie Zugang zu einem DNA-Profil in einer Datenbank hatten, war es den Forschern außerdem möglich, für einen beliebigen Menschen eine Probe herzustellen - ganz ohne eine Speichel- oder Blutprobe dieser Person.

"Man kann eine Verbrechensszenerie einfach manipulieren", sagte Dan Frumkin, der Leiter der Studie, die in der Zeitschrift Forensic Science International: Genetics (online) veröffentlicht wurde. "Jeder Biologiestudent im dritten Semester könnte das machen."

Doch die Hinterlegung eines gefälschten DNA-Beweises am Ort eines Verbrechens ist der Studie zufolge nur eine Möglichkeit für den missbräuchlichen Umgang mit DNA. Eine weitere ist der heimliche Eingriff in die Privatsphäre anderer Menschen, wie es in der NYT heißt.

Denn einige dieser Techniken können demnach auch dafür genutzt werden, eine DNA von einem benutzten Glas oder einer Zigarette zu nehmen und daraus eine Speichelprobe herzustellen. Diese soll dann wiederum auf die Abstammung oder das Risiko für bestimmte Erkrankungen untersucht werden können.

Zwei Wege zur Fälschung

Verschiedene Experten beurteilten die Studienergebnisse gegenüber der NYT als beunruhigend. "DNA ist sehr viel einfacher am Ort eines Verbrechens zu hinterlegen als Fingerabdrücke", stellte Tania Simoncelli, wissenschaftliche Beraterin der American Civil Liberties Union, fest.

John M. Butler vom National Institute of Standards and Technology, sagte, er sei beeindruckt davon, wie gut es den israelischen Wissenschaftlern gelungen sei, falsche DNA-Profile zu erzeugen. Er bezweifelt allerdings, dass der "durchschnittliche Kriminelle" in der Lage ist, künstliche DNA-Beweise zu erstellen.

Die Forscher stellten die DNA-Proben auf zwei Wegen her. Die eine erforderte echte, wenn auch winzige DNA-Spuren, beispielsweise ein Haar oder Rückstände auf einer Tasse. Diese kleine Menge vergrößerten sie dann mittels einer Standardprozedur, der sogenannten Whole Genome Quantification. Die Autoren der Studie nahmen Blut von einer Frau und entfernten daraus die weißen Blutkörperchen, die DNA enthalten. Den verbleibenden roten Blutkörperchen fügten sie wiederum DNA zu, die aus dem Haar eines Mannes gewonnen worden war. Da rote Blutkörperchen keine DNA enthalten, war in der Probe dann nur noch der genetische Fingerabdruck des Mannes nachzuweisen.

Die zweite Technik, mit der die Wissenschaftler eine falsche DNA-Probe herstellten, beruhte auf den DNA-Profilen, die in Datenbanken zur Verbrechensbekämpfung gespeichert sind. Aus einer aus den DNA-Spuren vieler Menschen gemischten Probe klonten die Wissenschaftler winzige DNA-Schnipsel.

Um eine genetische Probe zu fertigen, die einem bestimmten Profil entsprach, kombinierten die Wissenschaftler dann die passenden Schnipsel miteinander. Nach Aussage der Wissenschaftler reicht eine Datenbank von 425 verschiedenen DNA-Schnipseln aus, um jedes denkbare Profil zu erstellen.

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