Süddeutsche Zeitung

Ecuador:Humboldts Daten belegen Klimawandel

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Von Robert Gast

Im Sommer 1802 erklomm Alexander von Humboldt den Chimborazo, den höchsten Berg Ecuadors. Der deutsche Naturforscher und seine drei Begleiter erreichten zwar nicht den Gipfel des 6268 Meter hohen Bergs, aber von Humboldt protokollierte akribisch, in welcher Höhe welche Pflanzen wuchsen. Im Jahr 2012 hat ein internationales Forscherteam erneut die Flora an den Hängen des Chimborazo untersucht - und illustriert nun auf diese Weise eine der Folgen des Klimawandels.

Die Höhe, auf der Pflanzen am Hang des erloschenen Vulkans gerade noch wachsen können, habe sich verglichen mit dem Jahr 1802 um durchschnittlich fünfhundert Meter nach oben verschoben, schreibt das Team um Naia Morueta-Holme von der Universität Aarhus im Fachmagazin PNAS. Wuchsen zu von Humboldts Zeiten jenseits von 4600 Metern Höhe keine Samenpflanzen mehr, befinde sich diese Grenze heute auf 5185 Metern. Soweit oben liegt in den Anden zwar zeitweise schon Schnee, es ist aber wegen der Nähe zum Äquator noch vergleichsweise warm.

Die Landwirtschaft könnte die Vegetationszonen beeinflusst haben, schreiben die Forscher. Heute bauen Menschen an den Hängen des Chimborazo im großen Stil Nutzpflanzen an, sie könnten wild wachsende Pflanzen verdrängt haben. Die Hauptursache sehen die Forscher aber im Klimawandel. Das begründen sie mit einem Gletscher, der den oberen Teil des Bergs bedeckt. Er ist seit 1802 stark geschrumpft. Von Humboldt gab noch an, dass das Eis in einer Höhe von gut 4800 Metern beginnt, heute reicht es nur noch bis auf 5270 Meter hinab.

Die Forscher machen dafür die globale Erwärmung, einen Rückgang an Regen und die Asche eines Vulkanausbruchs verantwortlich. Wo früher ewiges Eis lag, breiten sich heute Pflanzen aus. Selbst auf 5185 Metern fanden die Forscher noch ein Gewächs, halb von Schnee bedeckt: Eine Pflanze aus derselben Familie wie die Sonnenblume, die trotz der Kälte blühte.

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Quelle:
SZ vom 15.09.2015
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