Süddeutsche Zeitung

Biologie:Vom Grunzen der Fische

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Von Tina Baier

Fische haben zwar keine Stimmbänder, trotzdem sind sie nicht stumm, wie viele Menschen glauben. Sie grunzen, quietschen und gurgeln, wenn sie auf die Jagd gehen, um ein Weibchen werben oder streiten. "Etwa 20 Prozent aller Arten kommunizieren akustisch", sagt Simon Linke vom Australian Rivers Institute in Brisbane. Zusammen mit Kollegen aus Frankreich und der Schweiz will der Ökologe die Laute der Fische nutzen, um Aussagen über den Zustand eines Gewässers zu machen ( Frontiers in Ecology and the Environment).

Mit Unterwassermikrofonen nahmen die Forscher Fischgeräusche in verschiedenen Flüssen und Seen auf. Anhand dieses Soundtracks analysierten sie dann, welche Arten in einem bestimmten Gewässer vorkommen. Manchmal konnten sie sogar abschätzen, wie viele Individuen einer Spezies dort leben. Da es sich bei einigen dieser Arten um so genannte Indikatororganismen handelt, die beispielsweise nur in besonders sauberem Wasser überleben, lassen die Aufnahmen nach Ansicht der Forscher auch Rückschlüsse auf die Qualität eines Gewässers zu.

Zum Mythos vom stummen Fisch beigetragen hat vermutlich die Tatsache, dass Menschen die Fischgeräusche ohne technischer Hilfsmittel in der Regel nicht hören können. Eine Ausnahme ist der an der Westküste der USA lebende Californian singing fish. Dieser Krötenfisch lockt mit seinen lauten Rufen Weibchen an und soll damit die Bewohner von Hausbooten um den Schlaf bringen.

Wie viele andere Fische produziert er die Töne mit Hilfe seiner Schwimmblase, die er durch rasche Kontraktionen spezieller Muskeln in Schwingungen versetzt. Welse reiben hingegen mit einem Stachel ihrer Brustflosse an ihrem Schultergelenk und produzieren so ganz andere, hochfrequente Laute. Knurrende Guramis zupfen spezielle Sehnen wie Gitarrensaiten und Riffbarsche knirschen mit den Zähnen. Da all diese Laute nur Sinn ergeben, wenn sie auch gehört werden, haben Fische natürlich auch Ohren.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2018
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