Süddeutsche Zeitung

Antarktis:Glut unter dem Eis

Am Südpol schlummert eines der dichtesten Vulkanfelder der Erde. Schmelzendes Eis könnte einen Teufelskreis auslösen.

Von Jonathan Ponstingl

In der Westantarktis haben Geologen ein riesiges Vulkanfeld entdeckt. Mit einem eisdurchdringenden Radar untersuchten die Forscher von der Universität Edinburgh das Oberflächenrelief unterhalb der Eisdecke und stießen auf 91 zuvor unbekannte Vulkane, die bis zu 3850 Meter hoch ragen. Ähnlich viele Vulkane auf vergleichbar kleinem Raum gibt es sonst nur am Ostafrikanischen Graben, der in zwei großen Ästen Ostafrika durchzieht. Die in einer Sonderpublikation der Londoner Geologischen Gesellschaft erschienene Studie ist die erste ihrer Art. Es ist durchaus möglich, dass sich die vulkanische Aktivität in der Antarktis erhöht, wenn die Eisdecke durch den Klimawandel immer dünner wird. Dieser Effekt lässt sich bereits in Alaska und Island beobachten, die in früheren Zeitaltern unter einer dicken Eisschicht lagen. Umgekehrt können Vulkanausbrüche die Eisdecke über den Vulkanen zum Schmelzen bringen und deutlich mehr Wasser ins Südpolarmeer fließen lassen. Ein Teufelskreis: Der Schmelzprozess würde die Stabilität des Eisschildes beeinflussen und durch den verminderten Druck auf die Region womöglich weitere Vulkanausbrüche verursachen.

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Quelle:
SZ vom 18.08.2017
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