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Yen-Schwäche:Hedgefonds verdienen Milliarden mit Wetten gegen Japan

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In der Krise lief es für Hedgefonds nicht besonders. Doch jetzt machen die Raubtiere der Kapitalmärkte wieder satte Gewinne - mit ihren Wetten gegen Japans Währung. Unter den Topverdienern: Investor George Soros, der einst schon den Briten so schwer zusetzte.

Hans von der Hagen

Man kann sich mal das kleine Vergnügen erlauben und "Soros warnt" bei der Internet-Suchmaschine Google eingeben. Schon auf Deutsch findet sich diese Wortkombination tausende Mal im Netz.

Denn George Soros warnt gern. Er ist der große alte Mann der Finanzmärkte, vor mehr als 20 Jahren zwang er mit seinen Wetten gegen das Pfund die britische Notenbank in die Knie und die Inselwährung aus dem Europäischen Währungssystem. Mal warnt er vor einer europäischen Depression, mal vor dem Niedergang der EU, mal vor der deutschen Politik und dann wieder vor einer "Periode des Bösen", auf die sich die westliche Welt zubewege. Aktuell warnt er auch - vor einem Währungskrieg, weil die Japaner ihren Yen mit aller Macht abwerten.

Ein solcher Währungskrieg kann sich entwickeln, wenn einzelne Staaten ihre Landeswährung drücken, um damit heimische Produkte für das Ausland billiger zu machen. Eine solche Abwertung geht zwangsläufig auf Kosten der Handelspartner in anderen Ländern, denn deren Produkte werden damit automatisch teurer. Die versuchen dann womöglich ihrerseits, die eigene Währung abzuwerten.

Soros verdient mitunter prächtig an den Dingen, vor denen er warnt. Zum Beispiel eben an jenem drohenden Währungskrieg. So soll Soros mit seinen Hedgefonds einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) zufolge bei der jüngsten Abwertung der japanischen Währung Yen etwa eine Milliarde Dollar Gewinn gemacht haben. So viel, wie er Anfang der neunziger Jahre mit seinen Spekulationen gegen das britische Pfund verdiente.

Herbe Verluste beim Yen

Japans Regierung setzt in diesen Monaten alles daran, mit einer Geldschwemme den Wert der Landeswährung zu verringern. Sie geht dabei derart aggressiv vor, dass der bisherige japanische Notenbankchef Masaaki Shirakawa erst vor wenigen Tagen erklärte, er werde seinen Posten drei Wochen vor dem normalen Ende seiner Amtszeit und damit schon Mitte März aufgeben. Experten befürchten, dass ein - noch nicht genannter - Nachfolger vor allem als Erfüllungsgehilfe der Regierung arbeiten könnte. Ein ungeheuerlicher Vorgang, denn Notenbanken sollen ihre Entscheidungen eigentlich unabhängig von Politikern treffen.

Doch für Hedgefonds, die versuchen, mit dem Geld ihrer Anleger auf Trends wie die Abwertung des Yen zu wetten, laufen die Geschäfte gut. Immerhin hat die japanische Währung seit Anfang Oktober rund 17 Prozent ihres Wertes zum Dollar eingebüßt.

Dabei haben nicht nur Soros, sondern auch andere Hedgefonds zuletzt offenbar gut an der Abwertung verdient: Das Wall Street Journal nennt etwa Greenlight Capital, der von David Einhorn betreut wird. Einhorn hatte zuletzt von sich reden gemacht, weil er Apple zwingen möchte, die Aktionäre des Konzerns stärker an den gewaltigen Geldreserven des Unternehmens zu beteiligen, die angeblich knapp 140 Milliarden Dollar betragen sollen. Auch der von Daniel Loeb betreute Hedgefonds Third Point LLC sowie der von Kyle Bass gemanagte Fonds Hayman Capital Management LP haben dem Blatt zufolge profitiert. Beide Manager sind für aggressive, riskante Anlagestrategien bekannt. Weitere Details nennt das Blatt nicht.

Bei weiteren Fonds kennt zumindest die Financial Times (FT) Zahlen: Caxton Associates, ein Fonds, betreut vom früheren Goldman-Sachs-Partner Andrew Law, habe in den vergangenen drei Monaten eine Rendite von knapp zehn Prozent für seine Anleger erwirtschaftet. Zwei weitere Gesellschaften, Tudor Investment Corporation und Moor Capital, seien auf etwa neun Prozent gekommen. Zum Vergleich: Andere Hedgefonds, die als sogenannte Global-Makro-Fonds auf ähnliche Art versuchen, von Trends in gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen zu profitieren, sind den FT-Angaben zufolge in den vergangenen drei Jahren im Schnitt nur auf 3,5 Prozent gekommen.

Die zuletzt guten Zahlen machen der Branche Mut: Die vergangenen Jahre waren für die Global-Makro-Fonds schwierig, da in der Krise vor allem politische Entscheidungen Einfluss auf die Stimmungen und Trends am Markt hatten. "Ich denke, das ist die Wiedergeburt des Global-Makro", zitiert die FT einen namentlich nicht genannten Hedgefonds-Chef.

Und Soros? Der hat bewiesen, dass er sein Geschäft noch immer versteht. Gut möglich, dass die Warnungen da ein bisschen geholfen haben.

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