Süddeutsche Zeitung

Autoindustrie:Volkswagen-Chef Diess geht überraschend

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Schon länger war der Manager beim mächtigen Betriebsrat angeeckt. Nun wird er den Wolfsburger Autobauer Ende August verlassen. Sein Nachfolger soll Porsche-Chef Blume werden.

Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess verlässt überraschend den Wolfsburger Autohersteller Ende August. Sein Nachfolger werde der Chef der Sportwagen-Tochter Porsche AG, Oliver Blume, teilte VW am Freitagabend mit.

Blume soll sein bisheriges Amt parallel weiterführen. Er arbeitet derzeit an einem Börsengang der Porsche AG, der im Herbst vollzogen werden soll. Bei VW werde der 54 Jahre alte Blume künftig operativ von Finanzvorstand Arno Antlitz unterstützt, der künftig zusätzlich für das Tagesgeschäft verantwortlich zeichnen soll, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns.

Der ehemalige BMW-Manager Diess führt VW seit April 2018. Auf das Ausscheiden habe sich der Aufsichtsrat mit dem 63-Jährigen einvernehmlich verständigt, teilt das Unternehmen mit. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch dankte Diess. Dieser habe "sowohl in seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen als auch des Konzerns die Transformation des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben". Diess schob den Umbau von VW in der E-Mobilität maßgeblich voran. Allerdings gab es zuletzt auch etliche Probleme, vor allem bei der stockenden und sich nochmals verteuernden Entwicklung eigener Software- und IT-Systeme.

Arbeitnehmervertreter begrüßen den Chefwechsel bei Volkswagen

Blume hatte bereits länger als möglicher Nachfolger von Diess gegolten. Sein Name war hinter den Kulissen mehrmals gefallen, als sich ein Konflikt zwischen dem VW-Chef und dem mächtigen Betriebsrat um mögliche neue Sparprogramme im vergangenen Jahr hochschaukelte. Bereits davor hatte es heftige Meinungsverschiedenheiten mit Teilen des Aufsichtsrats über die weitere Strategie und über einen möglichen drastischen Arbeitsplatzabbau beim größten Autohersteller Europas gegeben.

Bei den Arbeitnehmervertretern stieß der überraschende Chefwechsel auf Zustimmung. Volkswagen müsse neben seiner technologischen Favoritenrolle auch der sozialen Vorbildrolle gerecht werden, erklärte IG-Metall-Chef und Volkswagen-Aufsichtsratsvize Jörg Hofmann. "Die heute getroffenen Entscheidungen erlauben es, das Tempo hochzuhalten und den herausgearbeiteten Vorsprung zu nutzen." Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte, Beschäftigungssicherung und Wirtschaftlichkeit müssten gleichrangige Unternehmensziele bleiben. "Alle Kolleginnen und Kollegen müssen mitgenommen werden. Die heutigen Entscheidungen zahlen darauf ein."

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