Süddeutsche Zeitung

Automobilindustrie:VDA-Präsident Mattes legt sein Amt nieder

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Von Markus Balser, Berlin, und Max Hägler, Frankfurt

Deutschlands führender Autolobbyist legt überraschend zum Jahresende sein Amt nieder. Der Präsident des Verbands der Autoindustrie, Bernhard Mattes, werde sich neuen Aufgaben zuwenden, teilte der VDA am Donnerstagabend mit. Noch am Morgen hatte Mattes die IAA, eine der weltweit wichtigsten Autoshows, zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Frankfurt eröffnet. Der frühere Ford-Manager ist erst seit März 2018 VDA-Präsident, der Verband gilt als einer der einflussreichsten Lobbyverbände in Deutschland.

Zu den Gründen wurde zunächst offiziell nichts bekannt. Nach Angaben aus Branchenkreisen war vor allem VW unzufrieden mit Mattes und soll bereits nach einem Nachfolger Ausschau gehalten haben. Manager bemängeln hinter vorgehaltener Hand, dass der amtierende Verbandschef in Berlin nicht über genug Einfluss verfüge. Gerade jetzt, wo die Politik die Klimaziele verschärfe, brauche die Autoindustrie eine stärkere Stimme. Die wichtigen VDA-Mitglieder Daimler und Continental äußerten Bedauern. Sie hätten gerne mit Mattes zusammengearbeitet. Offenbar bricht mit dem Rücktritt im Verband also neue Unruhe aus.

Auch um die IAA hatte es zuletzt heftigen Streit gegeben. Die Ausrichtung der Messe ist umstritten. Umweltschützer planen für das Wochenende große Demonstrationen. Im Vorfeld der Eröffnungsfeier hatte es zudem Ärger um den Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) gegeben, der anders als in den Vorjahren nicht sprechen sollte. Feldmann hatte deshalb am Mittwoch eine "nicht gehaltene Rede zur IAA 2019" veröffentlicht. Laut Redemanuskript wollte Feldmann unter anderem sagen: "Frankfurt braucht mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs." Feldmann habe nie auf der Rednerliste gestanden, erklärte ein Sprecher des VDA zu den Vorwürfen, der Verband habe einen Kritiker ausgeladen. Am Donnerstag hatte wegen des Streits um Feldmann auch die Klimaschutzbewegung Fridays for Future ein geplantes Treffen mit Mattes abgesagt.

Die IAA kämpft um ihre Bedeutung

Zudem ist die Fortsetzung der IAA am Messestandort Frankfurt fraglich. Der veranstaltende VDA wollte mit seinen Mitgliedern an diesem Donnerstag eigentlich über mögliche Alternativen oder auch eine Fortführung in Frankfurt in veränderter Form sprechen. Der VDA hatte bereits versucht, dem Ereignis mit zusätzlichen Kongressformaten mehr inhaltliche Tiefe zu geben. Nach einem Messebesuch urteilte Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann: "Die IAA 2019 ist ein großer Reinfall. Sie ist ein trauriger Schatten ihrer selbst. Eine IAA 2021 wird es nicht geben." Die Messe zeige zu viele Autos und bilde nicht die gesamte Branche ab, begründete er seine Enttäuschung.

Die Autobranche steht wegen strengerer Klimaziele und des Wandels der Antriebstechnologie unter starkem Druck. Die Politik will in den nächsten Tagen die Vorgaben noch mal verschärfen. Mattes hatte sich am Donnerstag erneut dagegen ausgesprochen. Er wendete sich gegen eine Verschärfung der bereits geltenden Klimaziele. Zunächst müsse das erledigt werden, was vereinbart worden sei. Die Industrie stelle Technologien zur Verfügung, aber die notwendige Infrastruktur für alternative Antriebe halte nicht mit.

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