Süddeutsche Zeitung

Fahrradbranche:E-Bike-Hersteller Van Moof in Turbulenzen

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Der niederländische Elektro-Radl-Hersteller ist Kult und so etwas wie das Apple der Fahrradindustrie. Jetzt gibt es offenbar massive finanzielle Probleme.

Von Theo Harzer

Den Fahrrädern von Van Moof, Lieblingsflitzer von Großstadtkreativen, geht offenbar die Luft aus. Nachdem der niederländische E-Bike-Hersteller bereits vor zwei Wochen den Verkauf von Rädern und Zubehör auf seiner Webseite gestoppt hatte, hat das Unternehmen nun offenbar große Zahlungsschwierigkeiten.

An diesem Mittwoch gab Van Moof bekannt, dass das Landgericht Amsterdam dem Unternehmen einen Zahlungsaufschub gewähre und dort zwei Verwalter installiert habe, die jetzt offenbar sanieren sollen. Auch zwei Subunternehmen von Van Moof hätten beim Gericht einen Zahlungsaufschub beantragt. Es folge nun eine zweimonatige "Cooling-Down"-Periode, in der die Verwalter gemeinsam mit dem Management von Van Moof über weitere Schritte entscheiden würden.

Bereits Ende letzten Jahres stand Van Moof wohl kurz vor dem Kollaps. In der Branche heißt es, das Unternehmen sei nur dank einer erfolgreichen Finanzierungsrunde gerettet worden. Im Frühjahr kündigte Van Moof zwei neue Fahrradmodelle an, die aber weniger mit technischen Neuerungen als durch kreative Farbtöne bestachen. Wohl auch wegen der schwierigen Marktlage konnte Van Moof nicht die erhofften Erfolge verbuchen. Laut dem Zweirad-Industrie-Verband blieben die Verkaufszahlen bei E-Bikes in den ersten fünf Monaten des Jahres 2023 weit hinter den Erwartungen zurück.

Nachdem die Van Moof Gründer Ties und Taco Carlier jahrelang auf einer Welle des Erfolgs durch die Innenstädte der Welt rollten, zahlreiche Designpreise gewannen und Millionen an Investitionsgeldern einstrichen, ist damit wohl erst mal Schluss. Wie Van Moof mitteilte, habe man sämtliche Geschäfte der Marke vorübergehend geschlossen. Diese hochgestylten, Apple-Store ähnlichen Markenstandorte gibt es von Amsterdam bis New York in vielen Großstädten weltweit. Nur dort und bei ausgewählten Servicepartnern können Kunden ihre Räder reparieren lassen, in normalen Fahrradläden geht das meist nicht. Van Moof entwirft alle Einzelteile seiner Fahrräder selbst, auch hier ähneln die Niederländer den iPhone-Schöpfern aus Kalifornien. Experten bezweifeln, dass dieses Alles-aus-einer-Hand-Konzept auf dem Fahrradmarkt funktioniert.

Was das Finanzfiasko bei Van Moof für Kunden bedeutet, ist noch unklar. Das Unternehmen kündigte an, Serviceleistungen weiterhin erbringen zu wollen und Kunden bezüglich ausstehender Lieferungen und Reparaturen einzeln zu kontaktieren.

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