Süddeutsche Zeitung

USA:200 Millionen Dollar Belohnung für Tippgeber des Libor-Skandals

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Mit Manipulationen des Libor-Zinssatzes strichen Banker Milliardengewinne ein. 2012 brach ein Insider der Deutschen Bank sein Schweigen - jetzt macht er Kasse.

Von Claus Hulverscheidt

Ein früherer Manager der Deutschen Bank erhält für seine Beteiligung an der Aufdeckung des sogenannten Libor-Skandals von der US-Regierung eine Belohnung in Höhe von knapp 200 Millionen Dollar (rund 170 Millionen Euro). Der Anwalt des namentlich nicht genannten Mannes erklärte, sein Mandant habe den zuständigen Aufsichtsämtern in den USA und Großbritannien in großem Stil Dokumente, Belege und andere Beweise zur Verfügung gestellt. Diese hätten maßgeblich dazu beigetragen, die Machenschaften im Jahr 2012 zu enthüllen. Die Behörden verhängten schließlich Geldstrafen in Gesamthöhe von mehr als neun Milliarden Dollar gegen eine Reihe internationaler Geldhäuser. Allein die Deutsche Bank musste 2,5 Milliarden Dollar zahlen.

Mitarbeiter der Institute hatten vor mehr als zehn Jahren begonnen, den Londoner Interbanken-Angebotszins (Libor) zu manipulieren, einen täglich berechneten Satz, der als Basis für den Handel mit unzähligen Finanzmarktprodukten galt. Damit gelang es ihnen, Kunden und andere Händler zu übervorteilen und Milliardengewinne einzustreichen. Als Konsequenz aus dem Skandal beschlossen die Regulierungsbehörden, den Libor durch andere Referenzzinssätze zu ersetzen.

Dass Tippgeber, die zur Aufdeckung von Skandalen beitragen, hohe Belohnungen erhalten, ist in den USA durchaus üblich. Je nach Behörde sind Zuwendungen von bis zu 30 Prozent der verhängten Geldstrafen möglich. Eine Gratifikation von fast 200 Millionen Dollar aber hat es tatsächlich noch nie gegeben, der bisherige Rekord lag bei 114 Millionen Dollar. Im Libor-Fall musste der Tippgeber allerdings sogar um die Belohnung kämpfen, denn die Warenterminhandelskommission CFTC hatte eine Zahlung zunächst mit dem Argument abgelehnt, ihre Kassen seien leer. Zudem seien in dem Fall die britischen Behörden federführend gewesen. Nach nochmaliger Prüfung des Falls entschied sich die Behörde dann aber doch noch um.

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