Süddeutsche Zeitung

Urteil gegen Apothekerverbände:Teurer Boykott

Ermahnung zum Fairplay: Der Boykottaufruf gegen eine Schwestergesellschaft des unliebsamen Pharmadiscounters DocMorris kommt die Apothekenverbände jetzt teuer. Das Kartellamt verhängte eine Millionen-Strafe.

Alle Mittel waren den Apotheken gegen die unliebsame DocMorris-Konkurrenz Recht. Das geht so nicht, urteilte das Kartellamt. Wegen verbotenen Boykottaufrufs hat das Bundeskartellamt Geldbußen von insgesamt 1,2 Millionen Euro gegen mehrere Apothekerverbände verhängt.

Wie die Wettbewerbshüter am Donnerstag mitteilten, haben die Verbände ihre Mitglieder dazu aufgefordert, von dem Pharmagroßhändler Gehe keine Produkte mehr zu beziehen, nachdem dessen Muttergesellschaft Celesio im April 2007 die Versandapotheke DocMorris übernommen hatte.

Eine derartige Aufforderung sei als Boykottaufruf kartellrechtswidrig, wenn sie in der Absicht geschehe, ein anderes Unternehmen ohne sachliche Rechtfertigung zu beeinträchtigen, erklärten die Wettbewerbshüter.

Schutz vor Wettbewerb

"Dies war hier nach der Auffassung des Bundeskartellamtes der Fall, da der Boykott dem Unternehmen Celesio/Gehe Nachteile zufügen sollte, um auf diesem Wege letztlich die eingesessenen Apotheker vor aufkommendem Wettbewerb zu bewahren."

Einen Erfolg hatten die Apothekerverbände gegen Celesio jedoch bereits Mitte Mai errungen: Nach jahrelangem Rechtsstreit zwischen der Celesio-Tochter DocMorris und den Apothekern entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass das bestehende deutsche Apothekengesetz zulässig ist.

Danach dürfen nur Pharmazeuten mit Kammerzulassung Apotheken betreiben und maximal drei Filialen besitzen. DocMorris kann somit keine Apothekenkette in Deutschland aufziehen.

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