Süddeutsche Zeitung

Lira-Krise:Erdoğan macht sich selbst zum Staatsfonds-Chef

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den gesamten Vorstand des türkischen Staatsfonds ausgetauscht und auch einen neuen Vorsitzenden ernannt: sich selbst. Erdoğan scheint überzeugt, dass er am besten weiß, wie der seit zwei Jahren existierende Fonds in Zukunft erfolgreicher wirtschaften kann.

Die Türkei hatte den Fonds eingerichtet, um den Staatshaushalt nach dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016 zu sanieren. Er bündelt die Anteile, die der Staat beispielsweise an der türkischen Fluglinie, der Post oder auch an Ölkonzernen hält. Die dadurch erwirtschafteten Gelder sollen beispielsweise bei der Finanzierung von öffentlichen Bauprojekten helfen. Länder wie Norwegen haben ähnliche Fonds aufgebaut.

Finanzexperten sehen Erdoğans zunehmenden Einfluss mit Sorge

Erdoğan kritisiert schon länger, dass dem türkischen Fonds eine klare Strategie sowie ein übergeordnetes Ziel fehle. Nachdem er sich bereits vor einiger Zeit enttäuscht über die Inaktivität des Vorstands geäußert hatte, musste der erste Fondschef seinen Platz räumen. Doch auch diese Personalentscheidung scheint aus Sicht von Erdoğan nicht viel verbessert zu haben, weswegen er nun lieber selbst die Leitung übernimmt. Dadurch stellt er sich an die Spitze einer weiteren türkischen Schlüsseleinrichtung im Finanzbereich.

An den Finanzmärkten wird Erdoğans zunehmender Einfluss, unter anderem auf die türkische Notenbank, mit Sorge gesehen. Als Vorstand des Staatsfonds kann er nun mit der Zentralbank sowie anderen staatlichen Organisationen verhandeln. Ganz alleine will er sich allerdings doch nicht darum kümmern: Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, wird ihn unter anderem sein Schwiegersohn Berat Albayrak, der gleichzeitig Finanzminister ist, im Vorstand unterstützen.

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